Die Wormser Magnuskirche
Dechaneigasse 3
Die Magnuskirche ist auf den ersten Blick ein unscheinbares Gotteshaus. Bei der kleinsten Wormser Kirche handelt es sich um eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit geradem Chorabschluss, querrechteckigem Chorraum und zwei längsrechteckigen Nebenchören. Einzig ihr über 50m hoher, spitzer Glockenturm hebt sich von den romanischen Formen des benachbarten Domes und des Andreasstiftes ab. Diese schlichten äußeren Formen täuschen jedoch über den historischen Wert des Gebäudes hinweg. St. Magnus wurde wahrscheinlich schon in fränkischer Zeit gegründet. Darauf deuten die Reste einer vorromanischen Apsis hin, die in den Jahren 1929/31 bei Grabungen zwischen Langhaus und Chor entdeckt wurden. Auch die beiden Mittelschiffwände der heutigen Kirche bestehen - einzigartig in Worms - teils aus karolingischer Bausubstanz. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahr 1142, als der Wormser Bischof Buggo das Kirchlein in einem Güterverzeichnis dem Andreasstift zuordnete. Im Jahr 1238 wurde St. Magnus dann Pfarrkirche des Stiftes. In dieser Zeit erhielt die Kirche auch einen dreigeschossigen romanischen Turm. Schon vor dem Wormser Reichstag von 1521 hielten mehrere Stiftsherren hier evangelische Predigten, weshalb die Magnuskirche zu den ältesten lutherischen Kirchen in Südwestdeutschland zählen kann. Lange Zeit diente sie als Hauptkirche der Wormser Lutheraner.
Als Worms im Jahr 1689 von französischen Truppen verwüstet wurde, nahm auch die Magnuskirche Schaden. Turm, Dach und ein großer Teil der Innenausstattung brannten aus. Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts konnte der Innenraum in barocken Formen, unter anderem mit Deckengemälden des Darmstädter Malers Johann Conrad Seekatz (1719-61), neu ausgestattet werden. Da der Stadt seit der Fertigstellung der Dreifaltigkeitskirche im Jahr 1725 und der Vereinigung von lutherischer und reformierter Kirche im Jahr 1820 erheblich mehr Kirchenraum zur Verfügung stand als in früheren Zeiten, gab es Überlegungen, die kleine Magnuskirche aufzugeben. Dagegen wehrte sich die Gemeinde aber so vehement, dass der Plan fallen gelassen werden musste. Im Jahr 1845 wurde schließlich der seit 1689 abgebrochene Stumpf des Glockenturms wiederhergestellt.
Bei einem Luftangriff im Februar 1945 wurde die Magnuskirche schwer von Sprengbomben getroffen und fast bis auf die Grundmauern zerstört. Beim Wiederaufbau achtete man darauf, die in den 30er-Jahren entdeckten romanischen Fensteröffnungen des Westportals sichtbar zu machen. Der Glockenturm wurde nicht wieder in den alten Formen hergestellt, sondern erhielt den charakteristischen, schlanken Aufsatz aus rotem Sandstein, der vielen Wormsern heute als eines der Wahrzeichen ihrer Stadt gilt.
Nachweise
Verfasserin: Sarah Schrade
Verwendete Literatur:
- Karsten Preßler: Die Magnuskirche in Worms. Köln 2002 (Rheinische Kunsttätten 429).
- Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Stadt Worms. Herausgegeben im Auftrag es Ministeriums für Bildung und Kultur vom Landesamt für Denkmalpflege. Bearbeitet von Irene Spille unter Mitwirkung von Herbert Dellwing und Fritz Reuter. Worms 2011.
Erstellt am: 22.07.2013
Aktualisiert am: 19.12.2014