0.Friedhofskapelle, ehem. Heilig-Kreuz-Kirche
Die heutige Friedhofskapelle von Horchheim liegt auf einer Anhöhe im nördlichen Ortsgebiet am alten Kirchpfad. Die barocke Friedhofskapelle wurde zwischen 1724 und 1728 als Horchheimer Pfarrkirche errichtet, wobei älteres Baumaterial erhalten wurde. Sie war dem „heiligen Kreuz“ geweiht. Mit dem Bau der neuen Heilig-Kreuz-Kirche 1910 verlor die Kapelle ihre Funktion als Pfarrkirche. Seit 1958 ist die ehemalige Heilig-Kreuz-Kirche im Besitz der Stadt Worms und dient als Friedhofskapelle von Horchheim.
Die weitgehend schmucklose Kirche ist ein geosteter Saalbau mit Bruchsteinmauern und Sandsteinquaderung. Die fünfachsigen Langseiten verfügen über Rundbogenfenster zwischen denen sich Strebepfeiler befinden. Die Kirche verfügt über ein Krüppelwalmdach. Im Innern befindet sich ein eingezogener, mehreckiger Altarraum. Dieser weist im unteren Mauerwerk noch spätgotische und im oberen Mauerwerk barocke Bauweisen auf.
An der Nordostecke der Kirche befindet sich der Turm mit spitzem Turmhelm, der noch vom Vorgängerbau erhalten ist. Dieser ist im Erdgeschoss romanisch, während die Obergeschosse spätgotisch sind. Der Turm verfügt im mittleren Stockwerk über Schlitzfenster und im obersten Stockwerk über Rundbogenfenster.
Im Kirchturm befanden sich lange zwei Glocken von 1500 und 1505. An der Nord-Ost-Ecke des Turms in etwa zwei Meter Höhe befindet sich ein Stein mit Beschlag aus fränkischer Zeit.
Um die ehemalige Pfarrkirche herum befindet sich eine Grünanlage mit Grabsteinen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. An dieser Stelle befand sich früher der Friedhof von Horchheim.
1.1.Vorgängerbauten und frühe Pfarrgeschichte
Ein Pfarrer in Horchheim wird erstmals 1234 erwähnt, als „Rudolfo plebano de Horchheim“ (dt. Rudolfus Pfarrer von Horchheim) bei einem Güterverkauf in Sülzen als Zeuge auftrat. [Anm. 1]
Über die frühe Kirche in Horchheim ist nur wenig überliefert. Sie befand sich jedoch sehr wahrscheinlich an der gleichen Stelle wie die heutige Friedhofskirche auf einem erhöhten Punkt etwas außerhalb des historischen Ortskerns. Darauf deuten auch die alten Baumaterialen, wie der Kirchturm, die noch vom Vorgängerbau erhalten sind.
Das Patrozinium des Heiligen Kreuzes wird erstmals 1496 in einem Visitationsbericht im Auftrag des Wormser Bischofs erwähnt. Dabei wird auch die Zugehörigkeit der Filialgemeinde Weinsheim erwähnt. Das Patronatsrecht lag bei den Domherren von Worms, die unter anderem für die Unterhaltung des Chors und des Kirchenbaus zuständig waren. [Anm. 2]
Über die Kirche selbst ist lange nichts überliefert. Es ist jedoch bekannt, dass im Zuge der Reformation zwischen 1540 und 1625 lutherische Priester in Horchheim dienten. Spätestens nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) war die Gemeinde Horchheim wieder katholisch.
Seit 1606 waren die Jesuiten in Worms tätig und unterstützen ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auch die Seelsorge in den Gemeinden Horchheim, Weinsheim und Wiesoppenheim. Zwischen 1662 und 1686 waren sie offiziell mit der Verwaltung der Pfarrei Horchheim mit ihrer Filiale Weinsheim betraut und betreuten dabei auch die Pfarrei Wiesoppenheim. [Anm. 3]
1.2.Bau der ehemaligen Pfarrkirche
Anfang des 18. Jahrhunderts war die alte Kirche zunehmend zu klein geworden. Erste Pläne für eine Erweiterung kamen 1714 auf. Das Wormser Domkapitel lehnte diese jedoch ab, da es dadurch eine Vergrößerung der Baulasten befürchtete. 1718 umging der Horchheimer Pfarrer das Domkapitel und holte sich beim Wormser Generalvikar die Erlaubnis Gelder für eine Erweiterung der Horchheimer Kirche zu sammeln. Um 1724 wurde mit dem Abbruch der baufälligen Mauern und dem Umbau der Kirche begonnen.
Im Jahr 1726, vor Abschluss des Kirchenbaus, trat Pfarrer Heinrich Gottfried Windolf zurück und überließ die Pfarrei seinem Bruder Johann Georg Windolf. Die Gründe für seinen Verzicht sind nicht überliefert.
Obwohl die Baupflicht der Kirche beim Wormser Domkapitel lag, kam dieses der Verpflichtung nur zögerlich und widerwillig nach. Erst nach einer Ermahnung des Domkapitels durch das Bistum wurde am 1. Dezember 1728 ein Vergleich vereinbart. Das Domkapitel übernahm in der Folge alle noch ausstehenden Baukosten sowie die künftige Unterhaltung und Wiederherstellung der Kirche. Im Gegenzug wurde nicht nur der Weinzehnt der drei Gemeinden von 1/12 auf 1/11 erhöht, sondern die Pfarrgemeinde hatte zukünftig auch die Baumaterialien zur Verfügung zu stellen.
Die Kirche wurde am 29. August 1728 eingeweiht.
1.3.Geschichte bis 1910
Die Kirche war auch nach dem Umbau an einigen Stellen noch baufällig. 1734 wurde festgehalten, dass eine der Kirchenmauern baufällig und einsturzgefährdet war. Die Reparatur erfolgte erst 1741.
Die Heilig-Kreuz-Kirche erhielt 1765 eine Reliquie des Heiligen Kreuzes, die am 30. September 1767 vom Vikariat anerkannt wurde.
1761 wurde das Dach und die Decke der Kirche renoviert und 1790 fanden Reparaturen an der Kirche und dem Hochaltar statt. 1817 wurde der Turm ausgebessert und 1822 eine Mauer im Chorraum ausgebessert.
1833 wurde die Kirche wegen ihrer Baufälligkeit erneut überprüft und eine gründliche Wiederherstellung angeraten. Aufgrund fehlender Geldmittel wurden 1835 jedoch nur die notwendigsten Reparaturen durchgeführt. 1841/42 wurde an der Südseite des Chors eine Sakristei angebaut. Die Baufälligkeit der Kirche zeigte sich erneut 1852, als ein Teil der Decke, die erst 1850 ausgebessert worden war, herabfiel. Der desolate Zustand der Bausubstanz machte umfangreiche Renovierungsarbeiten notwendig, die 1857/8 zusammen mit einer Erneuerung der Bemalungen und Verzierungen durchgeführt wurden. Die Kirche konnte am 2. November 1857 wieder eingeweiht werden.
Durch die wachsende Bevölkerung in Horchheim wuchs auch die Kirchengemeinde immer weiter an. So wurde die Kirche bald zu klein, weshalb Ende des 19. Jahrhunderts Pläne für einen Um- oder Neubau aufkamen. Nach längeren Streitigkeiten konnte schließlich 1910 die neue Pfarrkirche Heilig-Kreuz eingeweiht werden. [Anm. 4]
1.4.Die alte Heilig-Kreuz-Kirche bis heute
Nach der Einweihung der neuen Pfarrkirche stand die alte Kirche leer. Das Pfarrhaus wurde als Wohnhaus vermietet und 1913 an die Gemeinde Horchheim verkauft. Sämtliche Pläne für die Weiternutzung der alten Kirche konnten aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht umgesetzt werden. Auch Überlegungen die Kirche abzureißen, scheiterten an den hohen Kosten. Die Mittel für die Reparaturen wurden schließlich durch den Verkauf des verbliebenen Inventars erzielt. So konnten 1925 und 1926 die notwendigsten Reparaturen am Kirchengebäude und Turm durchgeführt werden.
Am 21. Februar 1957 ging die Kirche an die Stadt Worms unter der Auflage, sie in eine Friedhofskapelle umzuwandeln. Das Kirchengebäude wurde kostenlos abgegeben, während die Stadt für das 1.627 m2 große Grundstück 3.000 DM zahlte. Durch die Zweckbestimmung blieb die Kirche erhalten und bestimmt zusammen mit den beiden anderen Kirchen auf der Anhöhe des nördlichen Ortsgebietes das Ortsbild von Horchheim.
Seit 2002 kümmert sich der Förderverein alte Heilig Kreuz Kirche Horchheim (Friedhofskirche) e.V. um den Erhalt der heutigen Friedhofskirche.
Verwendete Literatur:
- Baur, Ludwig: Hessische Urkunden II. 962 – 1325. Darmstadt 1862, Nr. 70, S. 76. Online verfügbar unter: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11253430?page=84,85 (aufgerufen am: 02.12.2024).
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Worms. Stand Juni 2023, S. 26–27.
- Heuser, Edmund: Horchheim, Weinsheim. Worms 1978.
- Heuser, Edmund: Worms-Horchheim – Chronik. Worms-Horchheim 2005.
- Kaltenthaler, Heiko: 100 Jahre Heilig-Kreuz-Kirche Worms-Horchheim. Dom des Eisbachtals. Worms 2010.
- Schmitt, Hermann: Geschichte von Horchheim, Weinsheim und Wies-Oppenheim. Aus Anlaß der Einweihung der neuen kath. Kirche zu Horchheim (24. Oktober 1910). Worms 1910.
- Spille, Irene: Worms-Horchheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Hrsg. im Auftrag des Kulturministeriums vom Landesamt für Denkmalpflege. Bd. 10 Stadt Worms. Worms 1992. S. 234–241.
- Wormser Synodale. Heidelberg 16.–18. Jh. Online verfügbar unter: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs131/0034/image,info (aufgerufen am: 02.12.2024).
Anmerkungen:
- Vgl. Baur Hessische Urkunden II. Darmstadt 1862, Nr. 70, S. 76. Online verfügbar unter: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11253430?page=84,85 (aufgerufen am: 02.12.2024). Zurück
- Vgl. Wormser Synodale. S. 26. Online verfügbar unter: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs131/0034/image,info (aufgerufen am: 02.12.2024); Schmitt 1910, S. 35–37; Kaltenthaler 2020, S. 21–22. Zurück
- Vgl. Schmitt 1910, S. 45–46; Kaltenthaler 2010, S. 23. Zurück
- Vgl. Schmitt 1910, S. 55–56; Kaltenthaler 2010, S. 27–33. Zurück