Untershausen im Westerwald

Haus Nr. 15 "Kläse Friedrich" = Fam. Friedrich Ferdinand, heute Bürgerhaus Hauptstraße 31

Später Dorfstraße Nr. 15

1928
„Ist mein Eigentum, Friedrich Ferdinand, dasselbe habe ich gebaut 1898. Meine Frau war Wilhelmine Ferdinand geb. Arnold, ihr Geburtsort war Wasenbach, Unterlahnkreis. Ihr Vater war Phillip Arnold aus Wasenbach, Unterlahnkreis. Ihre Mutter war eine geb. Rüsseler geb. in Mensfelden bei Limburg. Wir heirateten 1890 zu Biebrich am Rhein.

Mein Vater Nikolaus Ferdinand, geboren am 9. Oktober 1827 in Untershausen, gestorben am 5. Juli 1908. Meine Mutter Katharina Ferdinand geborene Bender aus Großholbach. Geboren ist meine Mutter in Naunheim bei Münstermaifeld, geboren am 4. Mai 1833, gestorben am 3.Oktober 1902.

Mein Großvater Peter Ferdinand, geboren ungefähr in den Jahren 1795 bis 1800, gestorben 1871 oder 1873. Meine Großmutter Maria Ferdinand geb. Stahlhofen, geb. in Daubach am 14.10.1801, gestorben in Untershausen am 20.2.1868. Mein Großvater mütterlicher Seite Heinrich Bender, geb. mir unbekannt, gestorben 1875 oder 1876. Meine Großmutter Luzia Bender geborene Porthaus in Naunheim bei Münstermaifeld“.
[Anm. 1]

Der Name „Kläse Friedrich“ weist daraufhin, dass Friedrich der Sohn vom Kläs, also von Nikolaus Ferdinand war, s.u.

Familienangehörige von Friedrich Ferdinand 1909.[Bild: Günther D´Avis, Stahlhofen]

Das Foto aus dem Jahr 1909 zeigt das Haus von Süden mit dem Giebel zur Dorfstraße. Im Vordergrund ist ein Teil der Familie von Friedrich Ferdinand abgebildet: Mutter Elisabetha Wilhelmine Ferdinand mit den Kindern Anna, Greta (halb verdeckt), Lisbeth (auf dem Arm), Fritz und Peter v.l.

Das Anwesen wurde 1898 von Friedrich Ferdinand errichtet. An das Haus schließt sich ein kleines Wirtschaftsgebäude mit Stall und Abort an; im hinteren Teil des Grundstücks gab es eine kleine Wiese. Vor dem Hauseingang war der Hof, und im Anschluss daran gab es den Hausgarten, der also südlich der Haustür gegenüber an der Dorfstraße lag und der an das Gemeindegrundstück mit dem Brandweiher im Oberdorf grenzte und am Feldweg zu Beul – heute Lindenstraße - endete.
Das Grundstück mit dem Brandweiher gehörte Johann Gombert („Bruderhannes“) H23; der Brandweiher befand sich im hinteren Teil und grenzte an das Grundstück von H16. Heute befindet sich dort der Bürgerhaus-Parkplatz; das Grundstück gehört der Gemeinde Untershausen.

1. Generation Ferdinand = Urgroßvater von Friedrich Ferdinand:

Der Urgroßvater von Friedrich Ferdinand hieß Anton Ferdinand, gen. dick Anton in H11; er war Bruder von Hanspeter Ferdinand (1769-1846) in H32, Bruder von „dick Liss“ im Stammhaus Gombert in H23 und Bruder von Peter Ferdinand (1772-ca. 1847) in H28.[Anm. 2]

2. Generation Ferdinand = Großeltern von Friedrich Ferdinand:

Der Großvater von Friedrich Ferdinand war Johann Peter Ferdinand (1795-1871) aus Untershausen und verh. mit Maria Anna geb. Stahlhofen (1801-1868) aus Daubach.
Das Ehepaar Johann Peter und Maria Ferdinand hatte 7 Kinder:
2.1. Nikolaus (1827-1908), s. u.
2.2. Elisabetha (*1830)
2.3. Anna (*1831)
2.4. Johann Peter (*1834)
2.5. Adam (*1838)
2.6. Anna Maria (1844-1893) verh. mit Johann Nöller H14
2.7. Katharina (*1845) [Anm. 3]

3. Generation Ferdinand = Eltern von Friedrich Ferdinand:

Nikolaus Ferdinand (1827-1908). Auf seinen Vornamen Nikolaus ist der Name „Kläse“ zurückzuführen.
Nikolaus Ferdinand stammt aus Untershausen H11 und war verheiratet mit Maria Katharina geb.  Bender (1833-1902) aus Großholbach, geboren in Naunheim bei Münstermaifeld. Die Heirat war 1858 in Großholbach. Ihr Vater war Heinrich Bender, gest. 1875/6. Ihre Mutter war Luzia geb. Porth aus Naunheim bei Münstermaifeld. Nach ihrer Heirat kauften sie H35, zogen aber 1873 in ihr Stammhaus H11.
Das Ehepaar Nikolaus, gen. Kläse Nikola, und Katharina Ferdinand hatte 7 Kinder:
3.1. Joseph
(1859-1902), geboren in Untershausen, gestorben in Niederelbert
3.2. Anna Maria
(*1861)
3.3. Peter
(1865-1923), geboren in Untershausen, gestorben in Holler
3.4. Friedrich
(1866-1951) s.u.
3.5. Johann Josef
(*1869)
3.6. Maria Anna
(*1871), s. H16
3.7. Adam Ferdinand
sen. (1877-1916╬). Der Bruder von Friedrich fiel im 1. Weltkrieg bei Verdun, s.a. Haus Nr. 11.

4. Generation Ferdinand = Friedrich Ferdinand:

Friedrich Ferdinand (1866-1951), gen. „de ahl Friedrich“, aus Untershausen war verh. mit Elisabetha Wilhelmine geb. Arnold (1869-1917) aus Wasenbach Kreis Unterlahn.[Anm. 4] Sie war die erste evangelische Frau in Untershausen – bei ansonsten rein katholischer Bevölkerung. Ihr Vater Phillip Arnold aus Wasenbach war verh. mit Johanna Rüsseler aus Mensfelden bei Limburg. Friedrich Ferdinand und Wilhelmine Arnold wurden 1890 in Biebrich am Rhein getraut.

Bericht:
„Um die Jahrhundertwende pflegte Friedrich Ferdinand jahrzehntelang das „Hohe Kreuz“ in der Stelzebach und hielt diese Stelle des stillen Gedenkens in gutem Zustand mit dem Hinweis, Gott in der Natur sei seine Kirche. Für die Gemeinde war er als Feldschütz tätig“
[Anm. 5], s.a. H23.

Friedrich Ferdinand mit Taube um 1920 vor H15.[Bild: Günter D´Avis, Stahlhofen]

1920 Mission in Untershausen:
„Vorige Woche hatten wir Mission, die Leute gingen fleißig in die Predigten und zum Empfang der heiligen Kommunion, nur einer nicht, Friedrich Ferdinand, Sohn von Kläs Ferdinand. Er war schon seit 33 Jahren nicht mehr. Der Pater ging zu ihm ins Haus und sprach in Liebe und Güte mit ihm, hat´s aber nicht getan. Er wollte sich´s mal überlegen, sagte er“
.[Anm. 6]

Bericht:
„Dem Friedrich Ferdinand sind zwei Söhne im Alter von 18 Jahren gestorben. Er hatte ein Fasanengehege mit Gold- und Silberfasanen und besaß auch weiße Turteltrauben. Wenn ich aus der Schule kam, zeigte er mir häufig die Tiere. Oft hörte man dann auch Senta bellen, das war der Hund vom Eister Addam“
(H44).[Anm. 7]

Im Jahr 1928 verfasste Friedrich Ferdinand ein handschriftliches Gebäudekataster für Untershausen mit den Namen der Hausbesitzer und teilweise deren verwandtschaftlichen Beziehungen und wirtschaftlichen Lage in einem DIN A5-großen Schreibheft.[Anm. 8]
Danksagung:
In dem vorliegenden Buchbeitrag „Alt-Untershausen“ wurden seine Informationen mit Interesse und großer Dankbarkeit verwendet.[Anm. 9] 

Das Ehepaar Friedrich und Wilhelmine Ferdinand hatte 9 Kinder:
4.1. Nikolaus (1890-1951), s. u.
4.2. Katharina, gen. Kläse Kätha, s. Foto, lebte mit ihren beiden Söhnen Fredy und Klaus in Düsseldorf [Anm. 10]
4.3. Anna (*1896)
4.4. Fritz (*1898), früh gestorben; er war der Pate von Helene, s.u.
4.5. Auguste, gen. Gustel (*1900-1958) verh. mit Peter Meuer - auch einem Vogelliebhaber - nach Heilberscheid. Das Ehepaar hatte die Kinder Erna, Frieda, Reinhold, Käthe und Liesel. Erna verh. Happke hat die Tochter Heidemarie verh. Seifert.
4.6. Peter (*1902), früh gest.
4.7, Johanna (*1905)
4.8. Margarethe, gen. Greta (1907-1932)
4.9. Elisabeth, gen. Lisbeth (1909-1989) verh. mit Max Iserath nach Düsseldorf. Sie schrieb „Ein Lob auf die Heimat“ als ein Lob auf Untershausen:

Im Westerwald ein Dörfchen liegt,
es ist Untershausen auf der Höh.
In einem Haus umgeben von Grün,
wie war es da herrlich, wie war es da schön,
wo ich als Kind so gern gespielt
und in der Jugend oft gelacht,
gesungen und auch Spaß gemacht,
da zieht’s im Alter mich immer wieder hin.
Die Wälder und die Felder, die mir so sehr vertraut,
da geh ich gern spazieren, wenn mir der Alltag graut.
Auch still im Wald ein Kreuz da steht,
wo ich als Kind so oft gebet,
und bei so vielen schweren Stunden
hab ich dort immer Trost gefunden.
Auch mit den Menschen, die da wohnen,
fühl ich verbunden mich noch heut,
wenn auch das Leid ist oft dort eingezogen,
und hat auch großen Kummer mir bereit.
Doch werd ich stets die Heimat loben.
Auch in Gedanken ich dort oft verweile,
wenn auch das Heimweh mich mal packt,
dann singe ich gern die alten Lieder.
Dann denke ich im Stillen:
Ihr Wälder und Ihr Felder,
Ihr Täler und Ihr Höhen.
Euch werde ich nie vergessen
wie war es da herrlich, wie war es da schön.

Junge Untershäuser im Jahr 1938 im Oberdorf vor H15.[Bild: Reiner Dennebaum, Mainz]

Foto aus dem Jahr 1938 im Oberdorf; ein Brandweiher befand sich auf der Wiese rechts im Bild.  Im Hintergrund sieht man H15 und den Saal von H14. Personen v.l.: Hugo Herrmann H32 als Gefreiter in der Uniform der dt. Wehrmacht, Josef Frink H34 in Zivilkleidung, Willi Roth in Zivilkleidung H29, Eugen Müller H24 in Uniform, Hermann Born H35 in Uniform, Oswald Frink H10 in Zivil, Hugo Gombert H3 in Zivil, Josef Gombert H3 als Gefreiter in seiner Uniform und Toni Schnee H29 in Zivil.

Sohn Nikolaus (l.) Ferdinand mit seinem Vater Friedrich vor H15 um 1950.[Bild: Günter D´Avis, Stahlhofen]

5. Generation Ferdinand = Sohn von Friedrich Ferdinand:

Nikolaus Ferdinand (1890-1954 aus Untershausen war verh. mit Maria geb. Böckling (1893-1950) aus Kleinholbach. Das Ehepaar hatte die Töchter Helene, s.u. und Maria Angela (*1920)

6. Generation Ferdinand:

Helene Ferdinand (1915-2007), gen. „Kläse Lina“, war verheiratet mit dem Witwer Karl D`Avis (1908-1981) aus Goldhausen. Dieser brachte den Sohn Karl-Heinz (*1938) mit in die Ehe; gestorben ca.1996 in Solingen.

 

Lina D´Avis geb. Ferdinand übernahm ihr Elternhaus. Ihr Ehemann Karl D`Avis war von Beruf Metzger. Sein Bruder Josef D`Avis betrieb in den 1950er und 60er Jahren in Montabaur in der Kirchstraße direkt unter St. Peter in Ketten eine florierende Metzgerei in Kombination mit einer Gastwirtschaft. Karl selbst arbeitete als Metzgermeister in der Metzgerei Nikolaus Kilian in Niederelbert. Im Jahr 1956 stand das Anwesen H15 zum Verkauf und wurde von der Gemeinde Untershausen übernommen, die es an das Ehepaar D´Avis vermietete.

1959 zog Karl D´Avis nach Goldhausen und übernahm dort die elterliche Metzgerei. 1965 zog das Ehepaar nach Düsseldorf, ehe sie 1975 wieder nach Untershausen zurückkehrten und im Haus von Erwin Becher zur Miete wohnten.[Anm. 11]
Das Ehepaar Helene und Karl D´Avis hat die Kinder Günter und Maria:
1. Günter
(*1949), s.u.
2. Maria
(1951-2007) verh. mit Peter Kürten aus Düsseldorf und hat den Sohn Markus.

7. Generation:

Günter D´Avis (*1949) ist verh. mit Margret (*1949) geb. Best aus Stahlhofen. Ihre Eltern Alfons und Aloisia Best führten lange Jahre ein Kolonialwarengeschäft in Stahlhofen.
Günter D´Avis arbeitete als Metzgermeister und betrieb in der Zeit von 1971 bis 2003 zusammen mit seiner Frau das Lebensmittelgeschäft mit Metzgerei. Das Ehepaar D´Avis hat die Kinder André, Sascha und Alexandra.

Im Jahr 1956 wurde das Haus Nr. 15 in Untershausen an die Gemeinde verkauft und an verschiedene Unterhäuser Familien vermietet: Nach der Familie D´Avis wohnten Herbert Gombert H8 und Werner Born H30 in dem Haus.

Bürgerhaus Untershausen[Bild: Reiner Dennebaum, 2020]

Nachdem im August 1991 bereits der Saal von H14 abgerissen worden war, ließ die Gemeinde Untershausen auch das benachbarte H15 am 30.11.1992 abreißen, um den Bau des Untershäuser Bürgerhauses – Einweihung 1994 - mit den dazu gehörenden Parkplätzen zu ermöglichen.

Verfasser: Reiner Dennebaum

Erstellt am: 08.02.2023

Anmerkungen:

  1. Ferdinand, Friedrich: Handschriftliches Gebäudekataster für Untershausen mit den Namen der Hauseigentümer und teilweise deren verwandtschaftlichen Beziehungen und ihre wirtschaftliche Situation. Das Original in einem DIN A5-großen Schreibheft war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1- 41. Zurück
  2. s. Anm. 1. Zurück
  3. Aufnahme- und Entlassungsbuch der Kinder in der Elementarschule zu Untershausen für die Jahre 1836 bis 1900, Nr. 1 bis 252, S. 1 – 29. Ortsgemeinde Untershausen, in Hd. des ehem. Ortsbürgermeisters Horst Müller, Untershausen. Zurück
  4. s. Anm. 1. Zurück
  5. Theo Dickob, Zeitzeuge, Maler- und Anstreichermeister, Heiligenroth, ehem. Untershausen H7. Zurück
  6. Dennebaum, Anna Maria: Brief an den ausgewanderten Nikolaus Dennebaum in Pottsville, PA, USA, Untershausen, 29.11.1920, 4 S. Zurück
  7. Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3. Zurück
  8. s. Anm 1. Zurück
  9. Reiner Dennebaum, Dr. med., Mainz; ehem. Untershausen H13. Zurück
  10. Heidemarie Seifert geb. Happke, Enkelin von Auguste, Großnichte von Friedrich Ferdinand, Heilberscheid, s. Untershausen H15. Zurück
  11. Horst Müller, ehem. Ortsbürgermeister, Untershausen H24. Zurück