Untershausen im Westerwald

0.Haus Nr. 42 "Bendersch" = Fam. Jakob Bender, heute Hauptstraße 32

Dorfstraße 42 "Bendersch"

Der Name „Bendersch“ geht auf den Familiennamen des Erbauers zurück.

Wohnhaus "Bendersch" 2009.
Wohnhaus "Bendersch" 2009.[Bild: Reiner Dennebaum, Mainz, ehem. Untershausen H13]

1934 wurde das Haus, s. Foto aus dem Jahr 2009, von Jakob Bender gebaut. Das Gebäude steht im Oberdorf auf einem Grundstück, das südlich an einen Feldweg grenzte, der es von H40 und H20 trennte und in Die Dell führte. Im Hintergrund sieht man die Ausläufer des Stelzenbachwaldes. Das Haus liegt an der Dorfstraße an der Außenseite einer Kurve, die dort eine Biegung von ca. 90 Grad aufweist; schräg gegenüber befindet sich die Gastwirtschaft H14 und direkt gegenüber auf der Innenseite der Kurve liegt H13. An der Außenseite der Kurve beginnt auch der Feldweg, der am Kappesfeld vorbei nach Niederelbert führte, heute Straße Zum Röthchen.

Die Vorderseite an der Dorfstraße zeigt mit ihrem Fachwerkgiebel und dem Erkervorbau mit Balkon nach Osten. Der Hauseingang führt in das Treppenhaus, über das man sowohl die Zimmer der Hauptwohnung im EG, die Wohnung im 1. OG und auch die kleinere Wohnung im DG erreicht.
An der rückwärtigen Seite des Hauses befindet sich der Hintereingang. Von diesem aus konnte man in den großen Garten im Süden gelangen, den gegenüberliegenden Holzschuppen mit den Gartengeräten betreten oder die Wiese im Norden erreichen.
Der Anbau mit Garage im Norden wurde im Jahr 1960 [Anm. 1] errichtet.
Das Haus war nicht mehr vollständig in der herkömmlichen Fachwerk-Bauweise errichtet worden, sondern massiv Stein auf Stein gemauert. Nur das DG zeigt noch die Holzkonstruktion der ehemaligen Fachwerkhäuser.

Wegen dieser soliden massiven Bauweise war in diesem Gebäude während des Zweiten Weltkriegs ganz offiziell ein Luftschutzraum ausgewiesen, den bei Fliegeralarm auch die Bewohner der umliegenden Häuser aufzusuchen hatten.

Der Hausbesitzer Jakob Bender jun. (1902–1957), gen. „Bendersch Jackob“, war verheiratet mit Rosa geb. Labonte aus Welschneudorf. Die Eltern von Jakob Bender jun. waren die Eheleute Jakob Bender sen. und Lina geb. Kunze verwitwete Kramer (1872–1955).

Die Großeltern von Jakob Bender jun. waren die Eheleute Heinrich Bender (1852–1913) und Luzia geb. Porth aus Großholbach. [Anm. 2]

Jakob Bender jun. ist in Cainsdorf (Sachsen) geboren, lebte und starb in Unterhausen. Er war von Beruf Starkstromelektriker und hatte als 18-Jähriger bei einem Arbeitsunfall an einer Überlandleitung der KEVAG beide Hände verbrannt, weshalb er beidseits Holzprothesen trug.

Straßenseite Haus "Bendersch" 1943. Im Vordergrund Renate Dennebaum (H13) mit Puppenwagen, im Hintergrund Haus H42 und Jakob Bender jun. auf dem Balkon.
Straßenseite Haus "Bendersch"[Bild: Renate Staudt, Untershausen H13]

Das Foto aus dem Jahr 1943 zeigt einen Teil der östlichen Giebelseite von H42 mit Jakob Bender jun. auf dem Balkon und Renate Dennebaum aus H13 mit Puppenwagen. Neben dem Strommast stand in den 1950er Jahren noch der Milchbock, auf den die Bauern ihre 10–20 l Milchkannen stellten, die dann von dem Fuhrunternehmer Kaspar aus Hübingen zur Molkerei nach Nassau, später nach Westerburg abtransportiert wurden, nachdem vorher die Mich auf ihren Fettgehalt kontrolliert worden war.

Jakob Bender sen. hat als Hausierer in Sachsen gearbeitet und später als Arbeiter mit seiner Familie in H17 gewohnt, seine Ehefrau stammte aus Leipzig; ihr Bruder war Ingenieur und arbeitete in Moskau und Umgebung. [Anm. 3]

Jakob Bender jun. hatte eine Stiefschwester namens Ella. Sie war eine geb. Kramer und verheiratet mit Peter Herrmann H32. Diesem gehörte ein LKW der Marke Triumph mit Vollgummireifen und Kettenantrieb, s. Text: Mandolinenclub, Foto 1934. Als Garage diente die Scheune von Anton Roth H21. Peter Herrmann war ein Bruder von Christian Herrmann H32.

1940 existierte wegen des Krieges und der damit verbundenen Gefahren durch feindliche Flugzeuge eine Brandwache in Untershausen. Diese wurde manchmal von dem Jungen Otto Paul Gombert H3 gegen Zahlung von 5 Reichsmark übernommen. Die Zeit vertrieb man sich mit Skatspiel; Spieler waren u.a. Otto Gombert und Jakob Bender jun.

„Ende Februar 1945 wurde der Schulsaal in Untershausen H19 wieder einmal von Soldaten belegt, diesmal von Truppen der deutschen Panzerwaffe. Am 26. März 1945 durchquerten amerikanische Soldaten als Gewinner des Zweiten Weltkriegs unser Dorf.“ [Anm. 4] Aus einem Panzer wurde ein Schuss auf das Haus Nr. 42, in dem ein Fenster offenstand, abgefeuert, der aber keinen größeren Schaden anrichtete.

Mathias Hermes als Zivilist
Mathias Hermes als Zivilist[Bild: Günther Gremp, Journalist, Raisting, ehem. Untershausen H19]

Vermietung:
Die Eheleute Bender hatten das Gebäude seit Anfang der 1940er Jahre teilweise vermietet.

Mathias Hermes (1877-1965), gen. „Laufejonn“, der Schwager des Volksschullehrers Georg Gremp H19, wohnte im DG des Hauses. Er stammte aus Oberelbert und war der Sohn des dortigen Lehrers Johann Hermes (*1841 in Montabaur, † 1899 in Untershausen).

Mathias arbeitete als Elektriker in Untershausen und hatte Kunden in der Umgebung, insbesondere in Ober- und Niederelbert. Die Gemeinde Untershausen war im Jahr 1922 an das Stromnetz angeschlossen worden; der zuständige Versorger war die KEVAG.

Mathias Hermes als Soldat
Mathias Hermes als Soldat[Bild: Günther Gremp, Journalist, Raisting, ehem. Untershausen H19]

Foto li.: Mathias Hermes als Soldat in der alten kaiserlichen Uniform. Auf dem Koppelschloss am Gürtel steht: „Gott mit uns“.

Als Elektriker verlegte er Leitungen, erneuerte Sicherungen, reparierte oder wechselte Lichtschalter aus und wechselte oder verkaufte Glühbirnen. Sein Materiallager befand sich auf dem Dachboden der neuen Schule bei seiner Schwester Agnes Gremp, siehe H19.
Wenn er es eilig hatte, sagte er stets: „laufe jonn“, daher sein Spitzname. Er war ledig und nahm seine Mahlzeiten bei seiner Schwester ein in H19, manchmal auch bei seiner Cousine Träjns Kath H9.
Nach dem Erreichen des Rentenalters verließ er Untershausen und zog zu seinem Bruder Johann (1880–1967), der in Düsseldorf ein Elektrogeschäft betrieb.

Anfang der 1940er Jahre wohnte die Kriegerwitwe Elisabeth Born geb. Balmert mit ihren beiden Kindern Werner und Roswitha im 1. OG. Nach dem Wegzug von Matthias Hermes wurde die Wohnung im DG an Elisabeth Born mit ihren Kindern vermietet.
Elisabeth Born (1915–2011) war verheiratet mit Paul Born (1908–1943╬) aus Untershausen, H35. Die Familie Born hatte vorher in H39 gewohnt. Das Ehepaar hatte 3 Kinder:

  1. Hermann (1938) starb am Tag seiner Geburt
  2. Werner (1940–2016), s. Haus Nr. 30
  3. Roswitha Helene (*1942–2022) war verheiratet mit Manfred Stetenfeld (*1939) aus H3. Das Ehepaar errichtete 1967 ein Eigenheim in Untershausen, in dem dann auch Elisabeth Born bis zu ihrem Tod lebte. Das Ehepaar Stetenfeld hat die Kinder Axel (*1967) und Petra (*1968).

Danach, in den Jahren 1967 bis 1975, wohnte die Witwe Ottilie Breitbach geb. Ferdinand mit ihrem Sohn Ansgar im DG. Die Familie hatte vorher bei Ortseifen H17 gewohnt und hat dann im Jahr 1975 einen Neubau in der Lindenstraße in Untershausen errichtet; s. a. H11.

Familienfoto "Bendersch" 1954, im Hintergrund H13 und H14.
Familienfoto "Bendersch" 1954, im Hintergrund H13 und H14.[Bild: Eva-Maria Bender, Untershausen H42]

Die Eheleute Jakob und Rosa Bender hatten den Sohn Wilhelm Bender (1938–2013).
Auf dem Familienfoto aus dem Jahr 1954 sieht man v.l.: sitzend Großmutter Lina und Jakob Bender jun., dahinter Toni Erfurth, Rosa, Ella und Sohn Willi; im Hintergrund H13 und H14.

Nach dem Tod von Jakob Bender jun. übernahm sein Sohn Wilhelm das Anwesen. Wilhelm Bender, gen Bendersch Willi, war verheiratet mit Eva-Maria (*1947) geborene Keller aus Holler.

Das Ehepaar Willi und Eva-Maria Bender hat die Kinder Uwe (*1965), der in Hannover lebt, und Jutta. Jutta (*1968) ist verheiratet mit Eckard Kleppel (*1954), beide haben eine Tochter namens Vanessa. Das Ehepaar hat bis 2024 eine Metzgerei in Nauort mit einer Niederlassung in Montabaur betrieben, die werktäglich 500 Schulessen auslieferte.

Seit dem Tod von Wilhelm Bender im Jahr 2013 ist das Gebäude Eigentum seiner Frau Eva-Maria Bender. Die Wohnung im 1. OG war 29 Jahre lang bis 2023 vermietet an Rudolf Andres aus Gelsenkirchen; sie wird aktuell renoviert und dann von der Familie ihres Schwiegersohnes, die vor kurzem die Metzgerei in Nauort aufgegeben hat, bewohnt werden. [Anm. 5]

Verfasser: Reiner Dennebaum

Aktualisiert am: 31.10.2024

Anmerkungen:

  1. Hugo Herrmann, Zeitzeuge, Untershausen H25.  Zurück
  2. Verzeichnis der Gestorbenen in dem Kirchspiel Holler 1890-2010. Pfarrei St. Peter in Ketten, Stelzenbachgemeinden, Montabaur.  Zurück
  3. Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3.  Zurück
  4. Schulchronik Untershausen von 1843-1968 - geführt von den Dorflehrern - liegt lediglich in unvollständiger Abschrift vor. Die Original-Schulchronik wurde 1968 von dem Volksschullehrer Hermann-Josef Hucke aus Daubach, später Wiesbaden, teilweise abgeschrieben und ist seitdem verschollen. Eine Kopie der Abschrift ist im Besitz von Reiner Dennebaum, Mainz. Zurück
  5. Eva-Maria Bender, Unterhausen H42.  Zurück