Haus Nr. 6 „Schmidhannese“ = Fam. Gilles; Stammhaus Gilles, heute Hauptstraße 13
Später Dorfstraße 6
1928
„Schmied Adam Gilles jetzt. Das Haus wurde gebaut im Jahr 1852 oder 1853 von Adam Gilles seinem Großvater Johann Gilles. Dessen Frau war geb. Jösch. Nach dessen Tod übernahm der Sohn Johann Gilles das Haus. Dessen Frau war Kath. Lenz von Holler. Heutiger Besitzer Adam Gilles. Kath. Lenz ihre Mutter stammt aus Sespenroth. Der alte Schmiedhannes stammt aus Heilberscheid.“ [Anm. 1]
„Der Hannes Jösch hatte eine Schwester hier verheirat, einen Bruder in Wirges, einer in Niederelbert. Die Schwester hier war dem alten Schmiedhannes seine Frau, Adam Gilles sein Großvater und Großmutter“.[Anm. 2]
Der Rufname „Schmidhannese“ geht zurück auf den Beruf Schmied und den Vornamen von Johannes Gilles, der das Anwesen erbaute. Der Rufname erhielt sich über 4 Generationen bis in die 1970er Jahre, s. auch H4.
Bild li. Kirmesumzug 1931 vor H6 mit H7 rechts im Hintergrund. Das Anwesen H6 lag an einem Hang. Das Wohnhaus stand nördlich an der Außenseite der u-förmigen Kurve im Unterdorf. Von der Dorfstraße aus konnte man an der Giebelseite im Norden über eine Tür im Fundament direkt den Keller erreichen. Zeitweise befand sich die Schmiede mit der Esse im nordwestlichen Teil des Kellers. [Anm. 3]
Die Scheune war direkt südlich an das Haus angebaut, wobei der Stall neben dem Wohnhaus in die Scheune integriert war. Das Grundstück grenzte im Norden an die Dorfstraße und im Osten an den Feldweg zum Beul, im Süden an H5 und im Westen an die Anwesen H7/H8. Westlich neben dem Haus lag noch eine kleine Wiese, die an den Garten von H7 grenzte.
In der nordöstlichen Ecke des Grundstücks, an der Ecke Dorfstraße und Feldweg zum Beul, stand die Schmiede, s. H4. Südlich oberhalb der Schmiede befand sich der Hausgarten von H6, der weiter südlich durch die Hofeinfahrt, also den Weg zur Scheune, begrenzt war. Westlich endete der Garten an dem Abort auf dem Hof, einem kleinen Häuschen, das mitten auf dem Grundstück stand, in der Nähe des Misthaufens, auf dem auch eine Jauchepumpe montiert war.
Die Scheune von H6 war nur über die Hofeinfahrt vom Feldweg zum Beul aus zu erreichen - die Zufahrt von der Dorfstraße her war zu steil für ein Fuhrwerk. In Höhe der Haustür konnte man ebenerdig den Speicher der Schmiede begehen, der als Lagerraum diente.
Bericht:
„Bei Schmidhannese war der Petz (Brunnen) im Haus in der Küche. Als nach dem Bau der Wasserleitung bei Renovierungsarbeiten der Steinboden in der Küche aufgerissen wurde, hat Adam Gilles mit dem ausgeschachteten Erdaushub den Brunnen verfüllt - gemeinsam mit seinem Daubacher Schwager, einem Bruder von Schmidhannese Anna (in Daubach, „Bibsches“ gen.)[Anm. 4] , s.u.
Auf dem Foto kurz vor dem Abriss in den 1980er Jahren sieht man von Stahlhofen kommend im Unterdorf rechts vorn H6, dahinter die alte Schmiede, den Prostermichel im Hintergrund und li. davor das Spritzenhäuschen; Aufnahme: Hermann-Josef Hucke.
Der Schmiedemeister Johann Gilles (1812-1885) stammte aus Heilberscheid. Seine Eltern waren Georg – geboren in Welschneudorf - und Eva Gilles geb. Engelhard aus Heilberscheid. Johann Gilles erbaute H6 Anfang der 1850er Jahre. Er war seit 1851 verh. mit Anna Maria geb. Jösch (1819-1891) aus Untershausen H2, einer Schwester von Hannes Jösch [Anm. 5]. Das Ehepaar Johann und Anna Maria Gilles hatte die Söhne Johann Valentin (*1853) und Adam (*1859).
Im Jahr 1854 erhielten Johann Gilles und Anna Maria geb. Jösch zu von ihrem Vater Hubert Jösch ein Grundstück mit 27 Ruthen im Untergarten IV. Gewann durch Erbschaft der Frau.[Anm. 6]
Nach dem Tod des Vaters übernahm der Sohn Johann Valentin sein Elternhaus.
Der Schmiedemeister Johann Valentin Gilles (1853-1921), s. Foto unten, war verh. 1884 mit Katharina geb. Lenz (1859-1935) aus Holler; ihre Eltern waren Christian (1813-1860) und Anna Lenz geb. Nebgen (1828-1891) aus Sespenrod, einer Ortschaft, die gegenüber von Reckenthal im Gelbachtal lag und deren Einwohner fast geschlossen im Jahr 1853 nach Amerika (Wisconsin und Milwaukee) auswanderten, s. Text 10: Glossar.
Das Ehepaar Johann Valentin und Katharina Gilles hatte vier Kinder, s. auch Foto unten:
- Adam (1886-1952), s.u.
- Anna Gilles verh. mit Karl Heibel (*1883) aus Großholbach. Anna Gilles starb am 29.02.1912 in Großholbach. Das Ehepaar Heibel hatte die Tochter Katharina, diese heiratete 1932 den Schuhmacher Heinrich Quirmbach aus Kleinholbach.[Anm. 7]
- Elisabeth (1889-1891) und
- Maria Elisabeth (1892-1975) verh. mit Nikolaus Frink, s. Haus Nr. 28.
Foto links Aufnahme ca. 1911
Die abgebildeten Personen der Familie Gilles sind: Maria Elisabeth Gilles verh. Frink H28, die Mutter Katharina Gilles, Adam Gilles, Vater Johann Valentin Gilles und Anna später verh. Heibel, v.l.
Bericht:
„Das Mädchen Katharina Heibel (1912-1981) aus Großholbach ist bei einer Familie in Untershausen [bei der Familie Gilles[Anm. 8]] aufgewachsen, ihre Mutter war im Kindbett gestorben. Katharina Heibel war verh. mit dem gehbehinderten Schuster Heinrich Quirmbach aus Kleinholbach, der später bei der Gewerkschaft Keramchemie in Siershahn arbeitete[Anm. 9]; ihre Tochter Resi Quirmbach war eine Cousine von Werner Gilles und häufiger zur Kirmes in Untershausen[Anm. 10], siehe Text: Haus Nr. 28, Foto Kirmesumzug 1952. Resi Quirmbach war später verh. mit Erich Beck aus Kleinholbach[Anm. 11]. Katharina aus Kleinholbach hat noch in den 1960er Jahren Elisabeth Frink geb. Gilles in Untershausen H28 besucht.“[Anm. 12]
Der nächste Hausbesitzer war Sohn Adam Gilles (1886-1952), Schmiedemeister in 3. Generation, s. a. Text: Brauchtum Foto Erntedankfest 1933. Er war verh. 1927 mit Anna geb. Müller (1900-1958) aus Daubach; sie war die Tochter der Eheleute Jakob und Helene Müller geb. Dennebaum[Anm. 13].
Neben der Schmiede führte die Familie bis in die 1950er Jahre eine kleine Landwirtschaft mit 2 Kühen, einem Schwein, ein paar Hühnern und bewirtschaftete ca. 10 Morgen Land.
Adam Gilles, gen. Schmid-Addam oder Schmidhannese Addam, war in den Jahren 1923-1924 Bürgermeister von Untershausen. In dieser Zeit klärte Heinrich Roth gebürtig aus Holler als Vertreter des Volksvereins die Gemeinden über Arbeitslosenfürsorge und Notstandsarbeiten auf. In Untershausen wurde auf einer solchen Versammlung sofort der Bau einer Wasserleitung beschlossen. Am 10. Mai 1923 wurde mit der Quellfassung begonnen, und da diese im Staatswald Distrikt 15 – Wolfshahn – Oberförsterei Welschneudorf liegt, eigens ein Kurier nach Wiesbaden geschickt, um die Genehmigung einzuholen. Die Rohrleitung ist 4 km lang und wurde Mitte August 1923 fertiggestellt[Anm. 14].
Das Ehepaar Adam und Anna Gilles hatte drei Söhne:
- Paul Johann (*1927) verh. mit Karolin (Lina) geb. Ludwig (*1929) aus Löhndorf bei Sinzig, wo das Ehepaar lebt.
- Werner (1929-1996), s.u.
- Winfried (*1941) verh. mit Irmgard geb. Burg (*1946) aus Gönnersdorf/Eifel, wo das Paar wohnt.
Das Foto rechts[Anm. 15] aus dem Jahr 1951 entstand anlässlich des Besuchs von Oskar Gilles, einem verwandten Weinhändler aus Frankfurt, und zeigt die Personen Adam, Winfried, Anna, Paul und Werner, v.l.
Nach dem Tod der Eheleute Adam und Anna Gilles wurde das Anwesen im Jahr 1959 von dem Sohn Werner Gilles, gen. Schmidhannese Werner, übernommen. Dieser war verh. mit Elisabeth geb. Jansen (*1934) aus Löhndorf. Sie wurde als Kind der Eheleute Johann und Rosa Jansen geb. Friesenhahn (1906-1995) in Köln geboren.
Das Ehepaar Werner und Elisabeth Gilles hat die Kinder Siegfried (*1959) und Maria (*1961).
Der Sohn Siegfried ist verh. mit Helga geb. Jung aus Horbach und war in den Jahren 2001 bis 2009 Ortsbürgermeister von Untershausen.
Die Eheleute Werner und Elisabeth Gilles bauten 1979 ein neues Haus Am Beul 5. Das Grundstück mit der alten Schmiede und dem „Schmidhannese“ Haus wurde im Jahr 1986 an die Eheleute Edgar und Waltraud Holzenthal verkauft, s. H32; diese verkauften das Anwesen im Jahr 1989 wiederum an Willi Wirges und seine Ehefrau Adelheid geb. Weckbecker aus Untershausen H34.
Das Ehepaar Willi und Adelheid Wirges ließ die alten Gebäude im Jahr 1989 abreißen[Anm. 16] und auf dem Grundstück ein neues Haus errichten, in dem sie ein Versicherungsbüro - Axa Colonia - betreiben, s. Foto bei Haus Nr. 4.
Autor: Reiner Dennebaum
Verwendete Literatur:
- Ferdinand, Friedrich, H15: „Untershausen früher und jetzt“; handschriftliches Gebäudekataster. 1928, S. 1- 41.
- Ortsbering, die Gärten und die Wiesen. Lagerbuch von der Gemarkung Untershausen 1ter Band. Montabaur, vom 3. Febr. 1846 (1806-1877), CD-Kopien 1-39 liegen vor. HHStAW Abt. 360 Untershausen (513), Nr. 3. S. 1-430.
- Quirmbach, Heinrich: Familienstammbuch von Heinrich und Katharina Quirmbach, Kleinholbach; Eheschließung Großholbach, 23. Mai 1932.
- Schulchronik Untershausen von 1843-1968.
- Verzeichnis der Gestorbenen in dem Kirchspiel Holler 1890-2010. Pfarrei St. Peter, Stelzenbachgemeinden, Montabaur.
Aktualisiert am: 22.03.2022
Anmerkungen:
- Ferdinand, Friedrich, H15: „Untershausen früher und jetzt“; handschriftliches Gebäudekataster. Das Original war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1- 41. Zurück
- s. Anm. 1. Zurück
- Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3. Zurück
- Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3. Zurück
- s. Anm. 1. Zurück
- Ortsbering, die Gärten und die Wiesen. Lagerbuch von der Gemarkung Untershausen 1ter Band. Die Grundstücke mit den Hofraiten und Hausgärten sind als Flächen skizziert. Alle Grundstücke sind durchnummeriert; die Wege, z. B. Vicinalwege oder Nebenwege sind beschrieben. Montabaur, vom 3. Febr. 1846 (1806-1877), CD-Kopien 1-39 liegen vor. HHStAW Abt. 360 Untershausen (513), Nr. 3. S. 1-430. Zurück
- Quirmbach, Heinrich: Familienstammbuch von Heinrich und Katharina Quirmbach, Kleinholbach; Eheschließung Großholbach, 23. Mai 1932. Zurück
- Reiner Dennebaum, Dr. med., Mainz; ehem. Untershausen H13. Zurück
- Theo Hannappel, ehem. Ortsbürgermeister, Kleinholbach-Girod. Zurück
- Gisela Normann, Untershausen H37. Zurück
- Theo Hannappel, ehem. Ortsbürgermeister, Kleinholbach-Girod. Zurück
- Hannelore Diehl, Untershausen H6. Zurück
- Verzeichnis der Gestorbenen in dem Kirchspiel Holler 1890-2010. Pfarrei St. Peter, Stelzenbachgemeinden, Montabaur. Zurück
- Schulchronik Untershausen von 1843-1968 - geführt von den Dorflehrern - liegt lediglich in unvollständiger Abschrift vor. Die Original-Schulchronik wurde 1968 von dem Volksschullehrer Hermann-Josef Hucke aus Daubach, später Wiesbaden, teilweise abgeschrieben und ist seitdem verschollen. Eine Kopie der Abschrift ist im Besitz von Reiner Dennebaum, Mainz. Zurück
- Elisabeth Gilles, Untershausen H6. Zurück
- Hugo Herrmann, Zeitzeuge, Untershausen H25. Zurück