0.Haus Nr. 44 "Aister Addam, Kläse Rosa, Kläse Kurt" = Fam. Weyand, heute Am Beul 4
Nebenstraße 44 [Anm. 1]
Der Name „Aister Addam“ geht auf den Hausherrn Adam Weyand zurück; dieser stammte aus Niederelbert, wo seine Verwandten auch schon diesen Rufnamen Aister besaßen. Es wird angenommen, dass Vorfahren der Familie aus der Augst kamen (Eitelborn, Kadenbach, Arzbach) und der Name Aister sich daraus ableitete. [Anm. 2] Seine Ehefrau hingegen blieb Zeit ihres Lebens auf Grund ihrer familiären Herkunft aus H11 „Kläse Rosa“, wobei sich dann die Bezeichnung Kläse auch auf die Kinder übertrug.
Das Haus wurde 1939 von den Eheleuten Adam und Rosa Weyand erbaut. Das Foto aus dieser Zeit zeigt das massiv gebaute Haus nach Muster des Nassauischen Heimstättenwerks. Es handelt sich dabei um ein Eigenheim mit integrierten Wirtschaftsräumen und angrenzendem Garten. Im Baustil spiegelten sich die Gebäudeteile wider, die zum Leben einer Familie als Selbstversorger erforderlich waren.
Die Längsseite des Anwesens im Osten stand parallel zu dem Feldweg, der hinter der alten Schmiede H4 vorbei auf den Beul führte. An dieser Längsseite befand sich auch der Hauseingang. Der Wohnbereich lag im Süden des Gebäudes, Stall und Scheune im Norden, dazwischen ein Plumpsklo – allerdings schon mit Kloschüssel, jedoch ohne Wasserspülung. Der Hühnerstall befand sich auf der Rückseite des Hauses mit Auslauf zur Wiese.
Das über 900 qm große Grundstück grenzte im Norden an H5 und im Westen an die Wiese von H8. An der südlichen Grenze des Grundstücks verlief ein Fußpfad, der zwischen dem Saal von H14 und dem Haus H15 hindurch die Straße im Oberdorf erreichte.
Adam Weyand (1905–1987) war verheiratet mit Rosa. geb. Ferdinand (1904–1993) aus Untershausen H11. Der Hausherr war als Steinbrucharbeiter fest im Stahlhofener Dill-Kopf beschäftigt.
Die Familie besaß 1 Kuh und 2 Ziegen und eine kleine Landwirtschaft, die dann betrieben wurde, wenn die offiziellen Arbeitsverhältnisse es möglich machten.
„Senta, der Hund vom Eister Addam, war ein sehr gut dressierter Kurzhaar-Hund mit kurzem Schwanz“ [Anm. 3]; später hielt die Familie einen Dobermann. [Anm. 4]
Adam Weyand wurde 1940 von der Deutschen Wehrmacht einberufen und diente als Soldat im Zweiten Weltkrieg in Norwegen. Dort geriet er in englische Gefangenschaft, wurde an die Franzosen ausgeliefert und kehrte 1948 aus französischer Gefangenschaft wieder heim.
Das Ehepaar Weyand hatte 3 Söhne: Lothar, Kurt und Jürgen:
1. Lothar (1931–1994) war von Beruf Schlosser. Er baute 1965 in der Lindenstraße mit seiner Frau Rosel (1930–1995) geborene Gombert aus Untershausen H21 ein neues Haus. Dieses Haus wurde dann 1995 von Sohn Bernd (1955–2016) übernommen und bis zu seinem Tod von ihm bewohnt.
2. Kurt (1933–2024) war als Schreiner in einer Schreinerei in Dernbach tätig; er war jahrzehntelang aktives Mitglied im Mandolinen-Orchester 1932 Untershausen; s. Text: Mandolinenklub.
3. Jürgen (*1949) verheiratet mit Renate geb. Pehl (*1951) aus Hübingen. Er ist gelernter Maurer und hatte in Hübingen ein Baugeschäft betrieben.
Die Eheleute haben den Sohn: Jörg (*1971).
Das Foto aus dem Jahr 1954 zeigt die Familie Weyand v.l. Lothar, Rosa, Jürgen, Adam und Kurt.
Auf dem Foto sieht man einen Fastnachtsumzug mit Musikinstrumenten im Jahr 1950 in der Höhe vom Spritzenhaus. Im Hintergrund sind v.l. H6, H7 mit der Scheune und die Scheune mit Remise von H29 abgebildet. In der Gruppe auf der Dorfstraße vor dem Haus des ehemaligen Bürgermeisters Anton Becher H2 kann man u.a. auch die Brüder Lothar und Kurt Weyand erkennen. Die Personen v.l.: Richard Becher H36 mit dem Fahrrad im Hintergrund, Theo Dickob H7 mit Gitarre, Oswald Frink H9 mit Fes, Werner Gilles H6, Arnold Mies H25 mit Mandola, Reinhold Metternich H23 mit Schifferklavier, Kurt Weyand H44 mit schwarzem Hut, Werner Metternich H23 mit Küchenhäubchen, Berthold Ferdinand H11 mit schwarzem Hut, Dirigent Josef Gombert H3. Gottfried Ferdinand H9 mit schwarzem Zylinder und Gitarre, Willi Bender H43 mit weißem Hut, Wendelin Simon H40 mit Eierkette, Georg Söllner H14 mit Frack und Zylinder, Lothar Weyand H44 als Cowboy, Otto Gombert H3 als Cowboy und Helmut Roth H1 mit Hut und weißer Halskrause.
Im Jahr 1962 wurde das Haus aufgestockt, mit einem Balkon auf der südlichen Giebelseite versehen und nach Westen erweitert.
1968 wurden Stall und Scheune zu einer Wohnung ausgebaut mit Garage und Abstellraum im Erdgeschoss.
Im Jahr 1988 übernahm Kurt Weyand das elterliche Haus und bewohnte es bis zu seinem Umzug in ein Altersheim nach Montabaur im Jahr 2021. Auf dem Foto sieht man das Anwesen im Jahr 2019.
Anmerkungen:
- Heimat-Adressbuch Unterwesterwaldkreis 1956 nach amtlichen Unterlagen, Verlag H. E. Kasper, Köln; Stadtarchiv Montabaur. Zurück
- Hugo Herrmann, Zeitzeuge, Untershausen H25. Zurück
- Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3. Zurück
- Kurt Weyand, Untershausen H44. Zurück