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Vielfalt der Sprachen
Von jeher haben die Menschen die Vielfalt der Sprachen auf der Welt weniger als ein Gut und einen kulturellen Reichtum denn als eine Kommunikationsbarriere angesehen. Schon vor etwa 3000 Jahren in der alttestamentlichen Erzählung vom Turmbau zu Babel (Genesis 11,1–9) wurde die sprachliche Verschiedenheit (babylonische Sprachverwirrung) als eine Strafe (Gottes) aufgefasst. Heutzutage – um den Bogen gleich in die Gegenwart zu spannen – im Zeitalter der Globalisierung und Internationalisierung, stellt die Sprachenvielfalt beim Aufbau und bei der Aufrechterhaltung weitreichender Netzwerke politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und kultureller Art ein kommunikatives Hindernis und einen Kostenfaktor dar. Dazu ein Beispiel: In der Europäischen Union (EU) gibt es derzeit (2007) dreiundzwanzig Amtssprachen. Allein die Europäische Kommission (die anderen Organe der EU, wie z. B. das Europäische Parlament nicht einbezogen) beschäftigt gegenwärtig 1750 Vollzeitübersetzer. Die Übersetzungskosten werden für 2007 mit 302 Millionen Euro veranschlagt. Die Zahlen beziehen sich wohlgemerkt nur auf den Übersetzungsbereich. Der Dolmetscherdienst ist hierbei nicht berücksichtigt. (Quelle: Homepage der EU-Kommission.)
Um Sprachbarrieren zu überwinden und das umständliche, zeitraubende sowie kostenintensive Übersetzen und Dolmetschen zu vermeiden, hat sich in den letzten Jahrzehnten das Englische als Weltverkehrssprache etabliert. Internationale Konferenzen, Kongresse und Verhandlungen werden heutzutage in der Regel auf Englisch abgehalten. Die Sprache der Diplomatie, der Naturwissenschaften, der Medizin, der Computertechnik, der Flughäfen und Flugsicherung, des Sports, länderübergreifender Wettbewerbe usw. ist das Englische.
Die Angaben zu der Anzahl der auf unserer Erde gesprochenen Sprachen schwanken zwischen 3000 und 5000. Die weite Spanne ergibt sich aus divergierenden Einteilungsprinzipien. In Fällen, bei denen nicht eindeutig zu entscheiden ist, ob eine sprachliche Einheit „nur“ ein Dialekt oder eine eigenständige Sprache ist, hängt die Einordnung von den zugrunde gelegten Abgrenzungskriterien ab, die von Forscher zu Forscher differieren können, weil es keine allgemeingültigen Klassifikationsregeln gibt.
Die Ursprünge der menschlichen Sprache liegen im vorhistorischen Dunkel. Eine auch nur einigermaßen wissenschaftlich seriöse Datierung lässt sich auf der Grundlage der bisherigen Forschungsergebnisse nicht vornehmen. Um an dieser Stelle dennoch eine zeitliche Vorstellung zu vermitteln, möge der sehr allgemeine Hinweis genügen, dass die Entwicklung der menschlichen Lautsprache vor einigen zehntausend Jahren begonnen hat. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse sind für das 4. Jahrtausend v. Chr. bezeugt. Sie stammen aus dem Sumerischen (Südmesopotamien).
Es ist wissenschaftlich umstritten, ob die Sprachen einen einzigen Ursprung haben (Monogenese) oder ob sie sich unabhängig voneinander an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten entwickelt haben (Polygenese). Die sprachliche Vielfalt und Verschiedenheit ist kein stichhaltiges Argument für die Polygenese. Vertreter der monogenetischen Auffassung erklären die Entstehung der Einzelsprachen aus einer einzigen Ursprache mit Wanderungsbewegungen von Völkern und Abspaltung von Teil-Populationen.
Literaturverzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).
Hinweise zu den Karten
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Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.
Zitierhinweis
[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.
z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.