Rheinhessen

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Sahne

Karte 78: Sahne. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 180.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Die fettreiche Schicht, die sich an der Oberfläche der Milch absetzt, wird in der neuhochdeutschen Standardsprache mit dem Ausdruck Sahne bezeichnet. Dieser kommt in den Dialekten des Kartengebietes nicht vor. Die Dialektwörter sind Rahm und Schmant. Rahm ist im Mittelhochdeutschen als roum belegt. Der Ursprung des Wortes liegt im Dunkeln. Schmant erscheint erst seit dem 15. Jahrhundert in schriftlichen Überlieferungen. Die Herkunft des Ausdrucks ist (noch) nicht zweifelsfrei geklärt. Es liegen zwei miteinander konkurrierende Deutungen vor. Die eine sieht sprachliche Verwandtschaft mit altsächsisch smōđi vor. (Zum Altsächsischen vgl. die Einführung. Der Buchstabe đ steht für einen stimmhaften Reibelaut vergleichbar mit englisch th, z. B. in that.) Altsächsisch smōđi bedeutet ‘glatt’, ‘weich’, ‘angenehm’ (vgl. hierzu auch englisch smooth ‘glatt’). Die andere Deutung sieht in Schmant eine Entlehnung aus dem tschechischen smetana ‘Milchrahm’.

Die Karte zeigt die räumliche Verteilung von Rahm und Schmant in unserem Dialektgebiet. Zwischen Wittlich und Mayen sind beide Ausdrücke in einem gemischten Vorkommen belegt. Das Schmant-Areal setzt sich über das Kartenfeld hinaus nach Osten über das Hessische bis ins Thüringische und Richtung Norden rechts des Rheins bis nach Niedersachsen fort. Dort schließt sich nördlich erneut ein Rahm-Gebiet an, das Nordniedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg einnimmt. Rahm ist auch der Dialektausdruck am Niederrhein sowie im oberdeutschen Sprachraum. Weitere Bezeichnungen mit größerer Verbreitung in den Dialekten Deutschlands sind Sahne im Ostniederdeutschen und Ostmitteldeutschen sowie Flott in einem großen Areal um Hannover. Bei Sahne handelt es sich offensichtlich um eine Entlehnung aus dem Romanischen. Es scheint eine Beziehung zu bestehen zu altfranzösisch saīn ‘Fett’, dieses aus lateinisch sagina mit gleicher Bedeutung. Der Ausdruck Flott ist zu fließen zu stellen mit dem ursprünglichen Sinn ‘auf dem Wasser schwimmen’. Man vergleiche hierzu das standardsprachliche Flotte.

Das Wort Rahm ist in den von der Karte erfassten Dialekten mit verschiedenen lautlichen Varianten vertreten. Die häufigsten sind Rahm und Ròhm. Rähm kommt vor im südwestlichen Saarland, in der Nord(west)pfalz zwischen Bad Kreuznach und Kusel sowie mit der Variante Rehm im Süden der Pfalz. An der Ahr sind Rohm und Roum belegt. Bei Schmant liegt im Westen teilweise Dehnung des Vokals (Selbstlauts) vor: Schmaant.

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

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Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.