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Biene
In dem von der Karte erfassten Gebiet gilt als Bezeichnung für das Honig liefernde Insekt überwiegend der Ausdruck Biene. Lediglich stellenweise im Saarland und in der Pfalz, hier vor allem in den südlichen Teilen, kommt Imme, dialektal: Ihm oder Imm, vor. Das Wort befindet sich zugunsten von Biene auf dem Rückzug. Die Karte verzeichnet diese punktuellen Imme-Belege, die häufig als örtliche Varianten neben Biene auftreten, nicht. Diese Vorgehensweise ist methodisch gerechtfertigt, da hier keine Wort-, sondern eine Lautkarte präsentiert wird, die die unterschiedlichen Lautungen des Wortes Biene dokumentiert.
Die erhobenen Biene-Formen lassen sich einem von zwei Typen zuordnen, und zwar entweder dem Typus Beie oder dem Typus Biene. Beie gilt im Westen des Moselfränkischen. In den Dialekten heißt es Bai oder Bäi, in einem nördlichen Teilareal Baie oder Bäie (vgl. auch englisch bee). Die Formen sind auf die mittelhochdeutsche areale Variante bîe zurückzuführen. Der mittelhochdeutsche einfache Vokal (Selbstlaut) î wird in der neuhochdeutschen Standardsprache zu dem Diphthong (Zwielaut) ei (gesprochen ai). (Vgl. auch mittelhochdeutsch wîn – neuhochdeutsch Wein (Karte 14), mittelhochdeutsch rîch – neuhochdeutsch reich usw.) Im Moselfränkischen des Kartengebietes entwickelt sich mittelhochdeutsch î in der Regel zu den Diphthongen ai oder äi. Folglich wird mittelhochdeutsch bîe zu Bai(e) oder Bäi(e). (Vgl. ausführlicher zur Diphthongierung von mittelhochdeutsch î die Karten 14 Wein und 25 weiß.) Die östliche Grenze des Diphthong-Gebietes verläuft weiter westlich als die bei Papier (vgl. Karte 34). Mit dem Diphthong-Areal bei ich (vgl. Karte 36) gibt es nur partiell eine Überschneidung im Westen.
Die dialektalen Belege des übrigen Gebietes gehören zum Typus Biene. Sie gehen auf die mittelhochdeutsche areale Variante bin(e) (mit kurzem Vokal) zurück. Im Untermoselbereich bleibt die alte Kürze in den Dialekten bewahrt. Es heißt dort Binn. Ansonsten liegt Dehnung des Vokals vor. Die Dialektform lautet Bien. In Rheinhessen und Teilen der Pfalz fällt n ab, und der Vokal wird überwiegend nasal, d. h. „durch die Nase“ gesprochen. In dem Gebiet mit n-Tilgung, das keilförmig vom Rhein zwischen Bingen und Worms bis südlich Kaiserslautern sich erstreckt, sagt man Bie˜, seltener Bee˜. Der Abfall von n nach langem Vokal mit dessen anschließender Nasalierung ist kennzeichnend für das Rheinhessische und Pfälzische. Stellvertretend für zahlreiche Wörter seien die Beispiele Wõi˜ ‘Wein’ (vgl. Karte 14), Zõh ‘Zahn’ (vgl. Karte 22) und schẽẽ ‘schön’ genannt.
Literaturverzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).
Hinweise zu den Karten
Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.
Zitierhinweis
[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.
z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.