Begriffsauswahl:
Kamm
Das mit Zinken versehene Gerät zum Ordnen, Halten oder Säubern der Haare bezeichnet man im Standarddeutschen als Kamm. Dieses Wort kommt auch, wie die Karte zeigt, in den Dialekten unseres Gebietes vor, und zwar in zwei charakteristischen lautlichen Ausprägungen, nämlich einmal mit schließendem b (Kamb, seltener Komb) und das andere Mal mit m am Ende (Kamm, Komm). In der Westeifel ist in einem geschlossenen Areal a-Dehnung zu konstatieren: Kaamb. Die Varianten mit b am Ende setzten eine ältere Form fort. Das althochdeutsche Wort lautet kamb(o). Im Mittelhochdeutschen wird daraus kambe, kamp. (Vgl. auch das Englische mit comb.) In der Weiterentwicklung zum Neuhochdeutschen wird ‑mb zu ‑mm, so dass heute in der Standardsprache Kamm vorliegt. (Die gleiche Lautentwicklung zeigt auch althochdeutsch lamb zu neuhochdeutsch Lamm. Vgl. hingegen neuenglisch lamb.) Die Dialekte im Westen unseres Gebietes bewahren den mittelhochdeutschen Stand mit b am Wortende. Sie sind damit – zumindest in diesem Fall – konservativer als die Dialekte im Osten, die die Entwicklung von ‑mb zu ‑mm aufweisen. Möglich ist aber auch, dass dort zumindest in Teilgebieten ein ursprüngliches Strähl durch Kamm aus der Standardsprache verdrängt wurde (s. u.).
In das Kamm-Gebiet ragt von Süden her keilförmig ein Areal mit einer völlig anderen Bezeichnungsvariante hinein. Es ist dies Strähl (dialektal: Strähl, Strehl). Das Wort ist alt und im Mittelhochdeutschen belegt. Es findet sich auch in den Dialekten anderer Regionen, z. B. im Schwäbischen. Im Wortschatz der standarddeutschen Gegenwartssprache fehlt es hingegen. Das Duden-Wörterbuch führt es nicht an. Lediglich das Verb (Zeitwort) strählen ‘kämmen’ wird genannt und als landschaftlich, sonst aber als veraltet gekennzeichnet. Im Verbreitungsgebiet von Strähl kommen in nicht geringer Zahl, vor allem in der Pfalz, bereits im Dialekt der Alten Kamm-Belege vor. Dabei sind Strähl und Kamm sehr häufig als Varianten nebeneinander, d. h. in ein und demselben Ort nachweisbar. Kamm ist – gestützt durch die Standardsprache – die progressive Form, die sich auf Kosten von Strähl ausbreitet. Es ist anzunehmen, dass sich das Strähl-Areal ehemals bis zum Rhein von Speyer bis St. Goar erstreckt hat, wofür einzelne Strähl-Belege, vor allem in Rheinhessen sprechen.
Literaturverzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).
Hinweise zu den Karten
Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.
Zitierhinweis
[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.
z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.