Rheinhessen

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wird

Karte 45: wird. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 110.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

In der neuhochdeutschen Standardsprache wird ein Satz im Vorgangspassiv (Leideform) mit einer Form des Hilfsverbs (Hilfszeitwortes) werden gebildet, z. B. Das Brot wird gebacken, Der Hund ist geschlagen worden. Auch in den Dialekten unseres Gebietes erfolgt die Passivkonstruktion mit Hilfe von werden, jedoch keineswegs in allen. Im Westen des Moselfränkischen verwendet man eine Form von geben. Es heißt dort also z. B. Et Brut gitt gebaak oder Die Beecha genn geläse, was, ins Standarddeutsche wörtlich übertragen, Das Brot gibt gebacken bzw. Die Bücher geben gelesen lautet.

Die Karte zeigt die Verbreitung des geben-Passivs am Beispiel des Mittelrheinischen Sprachatlas-Abfragesatzes Das Brot wird gebacken. Das Wort gibt kommt in verschiedenen lautlichen Varianten vor. In einem kleinen Areal westlich Saarbrücken ist gebbt belegt. Nördlich schließt sich gift/geft an. In diesem Fall wird b zu f. Diese Lautentwicklung behandelt die Karte 8 lieb – man kann sich dort informieren. Es folgt ein Gebiet mit den Varianten gitt und gett, die sich auch auf kleiner Fläche westlich des erwähnten gebbt-Areals finden. Der b-Ausfall lässt sich sprachhistorisch erklären. Ein zwischen zwei Vokalen stehendes b, wie z. B. in geben, kann in bestimmten Fällen ausfallen. Bereits im Mittelhochdeutschen gibt es neben der Vollform geben die Kurzform gen. Dialekte, die gitt/gett aufweisen, lassen sich historisch auf die lautlich verkürzte Variante zurückführen (vgl. ausführlicher hierzu die Karte 19 geben). (Vgl. zum g-Ausfall zwischen Vokalen die Karte 18 Vogel.)

Im Norden des Moselfränkischen wird g am Wortanfang zu j. Diese Lautentwicklung ergibt die Varianten jitt und jett. Weitere Beispiele für die Änderung von g zu j sind: Jade ‘Garten’ und joot ‘gut’. (Zum genauen Verlauf der Grenze zwischen j und g vgl. die Karte 49 gebacken.)

Im wird-Gebiet verteilen sich die Dialektformen folgendermaßen: Südlich der Nahe ist wedd belegt, nördlich wiad und wead. Um Koblenz heißt es ad. Über die Entwicklung von i zu ü gibt die Karte 54 Handschuh Auskunft.

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.