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Egge

Karte 21: Egge. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 60.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Das mittelhochdeutsche Wort für Egge lautet egede. Bereits im Mittelhochdeutschen bildet sich hierzu die Variante eide aus, indem die Lautfolge ege- zu ei- gekürzt wird. Ein solcher Lautwandel lässt sich auch für andere Wörter belegen, z. B. mittelhochdeutsch egedehseeidehse ‘Eidechse’. Unser heutiges standardsprachliches Wort Egge geht nicht auf eine der beiden genannten mittelhochdeutschen Formen zurück, sondern beruht auf einer Neubildung des 13./14. Jahrhunderts auf der Grundlage des Verbs (Zeitworts) eggen.

Wenn man die in unserem Gebiet vorkommenden Dialektvarianten von Egge nach ihrer Lautstruktur ordnet, dann ergeben sich vier Variantengruppen:

– Gruppe 1 setzt sich zusammen aus Dialektformen mit der Lautfolge: Vokal (Selbstlaut) + ch + d. Hierzu gehören: Ichd, Iichd, Eechd, Äächd und Äichd.

– Gruppe 2 umfasst Varianten mit der Struktur: Vokal + d. Hierzu gehören: Iid, Eed und Ääd.

– Gruppe 3 bilden Formen mit dem Aufbau: Vokal + ch/g. Hierzu gehören: Iich, Eech, Ääch, Äich, Eeg und Äig.

– Gruppe 4 rekrutiert sich aus Varianten, die nur aus einem Vokal bestehen. Dazu gehören: Ii, Ee, Ää und Äi.

Die Gruppen repräsentieren jeweils unterschiedliche Entwicklungen der historischen Vorgängerformen. Die Vertreter der Gruppe 1 lassen sich auf mittelhochdeutsch egede zurückführen. In den Dialekten schwinden das e in der Wortmitte und das e am Wortende, weil sie unbetont sind. Aus g wird ch (vgl. z. B. auch Weech ‘Weg’, folcht ‘folgt’). Der Vokal am Wortanfang entwickelt verschiedene e-Qualitäten (einschließlich äi) und kann sogar zu i werden (vgl. auch z. B. Rih ‘Reh’).

Die Varianten der Gruppe 2 setzen mittelhochdeutsch eide fort. Auch hier fällt das End-e regelhaft ab (vgl. z. B. auch Schol ‘Schule’, Rus ‘Rose’), und die Lautfolge mittelhochdeutsch ei entwickelt sich in den Dialekten zu e bzw. ä (wie z. B. auch in breet/bräät ‘breit’, Leeder/Lääder ‘Leiter’). Aus e kann i werden.

Den Varianten der Gruppen 3 und 4 liegt möglicherweise frühneuhochdeutsch eg(ge) zugrunde mit jeweils unterschiedlichen Entwicklungsprozessen. Zu den Formen der Gruppe 3: Das e am Ende fällt, falls den Varianten frühneuhochdeutsch egge zugrunde liegt, ab, und g wird zu ch (s. o.), sofern es nicht wie im Falle von Eeg usw. als solches erhalten bleibt. Der Anfangsvokal entwickelt sich analog zu den Vertretern der ersten Gruppe. Zur Gruppe 4: Es spricht einiges dafür, dass die Varianten eine Weiterentwicklung zur Gruppe 3 darstellen mit Abfall von g/ch am Wortende möglicherweise über einen Zwischenschritt, bei dem g/ch sich zunächst zu j wandelt und erst dann getilgt wird.

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

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Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.