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ich
Das Personalpronomen (persönliche Fürwort) der 1. Person Singular (Einzahl) lautet in den meisten Dialekten unseres Gebietes wie in der Standardsprache ich. Nördlich der Mosel wird teilweise i zu e, so dass es ech heißt. (Weitere Beispiele für diese Entwicklung sind: Fesch ‘Fisch’, Repp ‘Rippe’, Streck ‘Strick’.) Die mittelhochdeutsche Form des Wortes ist ich.
Die Karte zeigt im Moselfränkischen ein großes Areal, in dem aich und äich belegt sind. Es liegt hier ein Lautwandelergebnis vor, das analog für die Wörter Papier und Biene zu konstatieren ist (vgl. die Karten 34 und 35), allerdings bei jeweils anderer räumlicher Verteilung. Die Diphthonge (Zwielaute) ai und äi – der letzte ist gewissermaßen eine Vorstufe des ersten – können nur aus einem ursprünglich langen i entstanden sein. Das heißt, das i in mittelhochdeutsch ich muss in dem Gebiet mit heutigem aich/äich (vielleicht auf Grund starker Betonung) gedehnt vorgelegen haben. Das Diphthong-Areal war früher um einiges größer. Aus dem Jahr 1915 liegen für die Gegend um Bingen aich-Belege vor. Heute lassen sie sich dort nicht mehr erheben. Die Expansion von ich auf Kosten von aich/äich schreitet weiter voran, wie Untersuchungen des Mittelrheinischen Sprachatlas ergeben haben.
Die aich/äich-Fläche reicht rechtsrheinisch weit in das Hessische hinein, wobei sie aber nach dem Rheinübertritt für einen kurzen Abschnitt durch ich-Formen unterbrochen wird. Ähnlich wie das dau-Gebiet bei du (vgl. Karte 32) bildet das aich/äich-Areal in der Dialektlandschaft eine Insel umgeben von ich-Varianten.
Der Konsonant (Mitlaut) der Dialektformen wird vor allem von jüngeren Sprechern nicht immer als ch realisiert, zunehmend wird er durch sch ersetzt: isch, aisch usw. Der Ersatz von ch durch sch nach den hellen Vokalen (Selbstlauten) i, e usw. lässt sich generell konstatieren. Wörter, die im alten Dialekt z. B. Licht und recht lauten und somit mit der Standardsprache zusammenfallen, werden im Dialekt der Jüngeren zu Lischt bzw. rescht. Die junge Entwicklung verläuft in diesem Fall also gegen die Standardsprache. Es wird ein neues Dialektmerkmal aufgebaut. Wir haben hier einen Beleg dafür vorliegen, dass Dialektwandel nicht immer in Richtung Standardsprache, also Dialektabbau verläuft.
Das Personalpronomen mich zeigt in unserem Gebiet eine parallele Entwicklung zu ich (mich – maich/mäich). Die dialektalen Arealstrukturen stimmen so gut wie vollständig überein.
Literaturverzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).
Hinweise zu den Karten
Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.
Zitierhinweis
[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.
z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.