Rheinhessen

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Schuh

Karte 23: Schuh. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 64.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Das standardsprachliche Wort Schuh wird am Ende mit h geschrieben. Das h wird nicht gesprochen. Es ist sogenanntes Dehnungszeichen, das wie bei roh, Lehne usw. lediglich anzeigt, dass der vorangehende Vokal (Selbstlaut) lang zu sprechen ist. Man artikuliert also: Schuu, roo, Leene. Für das Mittelhochdeutsche sind die Varianten schuo sowie schuoch belegt. (Das ch am Wortende wird gesprochen.) Zahlreiche mitteldeutsche, vor allem aber oberdeutsche Dialekte setzen die Form mit ‑ch fort. Die Karte zeigt, dass besonders im Moselfränkischen in Varianten wie Schooch, Schoch usw. altes ch konserviert wird. (Die kleinere Schriftgröße von o im letztgenannten Beispiel, weiter unten auch die von u zeigt an, dass die Vokale in diesen Fällen kurz zu sprechen sind.) Den weitaus größten Teil des Rheinfränkischen, soweit es von der Karte erfasst ist, nimmt die Form Schuck ein, die sich zudem in einem kleinen Areal am Mittelrhein um St. Goar mit gedehntem u als Schuuk findet. Auch bei anderen Dialektausdrücken, deren mittelhochdeutsche Entsprechungen ch am Wortende aufweisen, ist im Rheinfränkischen ‑(c)k zu konstatieren, z. B. Flook und Flock ‘Floh’ (mittelhochdeutsch vlôch) sowie hook ‘hoch’ (mittelhochdeutsch hôch). Das k-Gebiet variiert in Größe und Lage von Wort zu Wort.

In der Westeifel (und weiter bis zum Niederrhein) liegt Schoon vor. Das n ist offensichtlich vom Plural (Mehrzahl) des Wortes, der die Schoon heißt, auf den Singular (Einzahl) übergegangen. Wechsel solcher Art lassen sich in der Sprachgeschichte verschiedentlich beobachten. So ist z. B. das standardsprachliche Wort Träne aus mittelhochdeutsch trähene, dem Plural zu dem mittelhochdeutschen Singular trahen hervorgegangen. Schließlich zeigt die Karte Varianten ohne Konsonant (Mitlaut) am Wortende: Schuu und Schoo.

Die dialektale Variation des Vokals von Schuh ist weniger bemerkenswert. Neben Formen mit u (Schuu, Schuuch, Schuch usw.) sind solche mit o vertreten (Schoo, Schoch usw.). Diese kommen im Norden und im Westen unseres Gebietes vor. Es ist ein kennzeichnendes Merkmal eines großen Teils moselfränkischer Dialekte, dass diese regelmäßig o aufweisen, wo die Standardsprache u hat, vgl. z. B. Hoot ‘Hut’, doon ‘tun’, Hond ‘Hund’. In Fällen, in denen Schuh auf den Konsonanten ch endet, kann der Vokal gekürzt werden: Schuch, Schoch. Wenn ck folgt, ist eine Kürzung (fast) obligatorisch. Im Saarland westlich von St. Wendel (und vereinzelt auch andernorts) liegen für dieses Gebiet typische Diphthonge (Zwielaute) vom Typ ou/eo vor, die sich nicht nur in Schouch/Scheoch, sondern auch in Hout/Heot ‘Hut’, Bloum/Bleom ‘Blume’ usw. finden.

Von der jüngeren Generation der Dialektsprecher werden die auffälligen Varianten mit ch und ck am Wortende auf breiter Front ersetzt durch die von der Standardsprache gestützte Form Schuh.

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.