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Wein
Der mittelhochdeutsche einfache Vokal (Selbstlaut) î ist in der neuhochdeutschen Standardsprache zu dem Diphthong (Zwielaut) ei (gesprochen ai) geworden. Die Wörter Wein, Zeit, Feile und Eis zum Beispiel lauten im Mittelhochdeutschen wîn, zît, vîle, îs. Die Entwicklung zu einem Diphthong ist auch in den hochdeutschen Dialekten erfolgt, jedoch nicht in allen. Im Alemannischen, südwestlichen Rheinfränkischen, Ripuarischen, nordwestlichen Moselfränkischen, Niederfränkischen, in Teilen Ost- und Nordhessens sowie Thüringens unterblieb die Diphthongierung, sofern dem Vokal ein Konsonant (Mitlaut), also z. B. l oder s, folgte. Die Wörter Feile und Eis beispielsweise sind im Ripuarischen als Fiil bzw. Iis belegt. Der nördliche Ausläufer des südwestdeutschen Gebiets mit nicht durchgeführter Diphthongierung ragt bis in das Saarland hinein. Südlich von Saarbrücken heißt der Wein Winn mit Kürzung des ursprünglich langen Vokals î. Belege mit kurzem i kommen außerdem im Norden unseres Dialektraums vor. Zugleich wird n zu ng, was Wing ergibt. Die lautliche Entwicklung von n zu ng nach bestimmten Vokalen ist typisch für das Ripuarische und das nördliche Moselfränkische. Als weitere Wortbeispiele lassen sich nennen: ming ‘mein’, nüng ‘neun’ und Zung ‘Zaun’. Der Dialektologe bezeichnet das Phänomen, dessen Ursachen (noch) nicht zufriedenstellend geklärt sind, als Rheinische Velarisierung oder Rheinische Gutturalisierung. (Zu einem anderen Typus der Rheinischen Velarisierung vgl. die Karte 11 Leute.) Im Moselfränkischen kann i zu e werden, so dass aus Wing Weng folgt, vgl. beispielsweise auch Fesch ‘Fisch’ und Kenn ‘Kinn’.
Im größten Teil unseres Dialektgebietes wurde mittelhochdeutsch î zum Diphthong. Vorherrschend sind die Varianten Wain und Wäin. Östlich einer Linie etwa Zweibrücken – Kusel – Bingen fällt n am Ende des Wortes ab. Das ist eine reguläre Entwicklung in den Dialekten dieses Raums, die nach langem Vokal eintritt, vgl. auch z. B. Zãũ ‘Zaun’ und Zõh ‘Zahn’ (Karte 22). Der nasale Ton des Vokals ist ein Rest des weggefallenen Nasenlautes n. Die Dialektbelege sind: Wãi˜, Wäi˜ sowie Wõi˜. Das Gebiet mit oi ist wesentlich größer als das in den Karten 11 Leute und 25 weiß. Es wird vermutet, dass das in älterer Zeit noch vorhandene n am Wortende die „Verdumpfung“ von ai zu oi begünstigt hat. (Vgl. zur n-Tilgung auch die Karten 12 uns, 13 Fenster sowie 15 gern.)
Literaturverzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).
Hinweise zu den Karten
Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.
Zitierhinweis
[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.
z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.