Das Verb (Tätigkeitswort) nehmen ist in einem großen Teil von Rheinland-Pfalz und fast im gesamten Saarland kein Dialektwort. An seine Stelle tritt der Ausdruck holen, der zu der Bedeutung ‘hingehen und herbringen’ diejenige von nehmen, nämlich ‘ergreifen’, ‘fassen’, ‘entziehen’, ‘sich aneignen’ usw., übernimmt. Man sagt also z. B. – hier ins Standarddeutsche übertragen: Den Hammer musst du am Stiel holen und nicht: Den Hammer musst du am Stiel nehmen, Für den Teig hole ich Butter und nicht: Für den Teig nehme ich Butter, Hol dich in acht und nicht: Nimm dich in acht. Die Karte zeigt den Verlauf der Grenze, die holen von nehmen trennt, auf der Basis des Mittelrheinischen Sprachatlas-Abfragesatzes: Welche Farbe wollt ihr nehmen für den Gürtel?. Östlich einer Linie westlich Zweibrücken – Kirn – St. Goar verwenden die Dialektsprecher das Wort nehmen (dialektal: nemme, um St. Goar auch: numme), in dem anderen Teil holen (dialektal: hule, hulle, hole, holle usw.).

Auch Zusammensetzungen, wie z. B. mitnehmen, abnehmen, annehmen, einnehmen, werden im holen-Gebiet mit holen gebildet. Es heißt in den Dialekten – hier wiederum ins Standarddeutsche übertragen: Ich kann dich nicht mitholen, Der muss zehn Pfund abholen, Den Brief wollte sie nicht anholen, Du musst die Tablette noch einholen. Bei den zusammengesetzten Wörtern scheint die Grenze zwischen nehmen und holen einen anderen Verlauf zu haben als bei dem einfachen Verb.