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Karte 82 ‘Senf’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 316.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Senf

Durch die Römer lernten die Germanen Gewürze wie Pfeffer, Kümmel und Senf kennen. Mit der Verwendungsweise und Verarbeitungsart wurden die Bezeichnungen für die Gewächse übernommen. Das Wort Senf, althochdeutsch sen(e)f, beruht auf lateinisch sināpi. Diesen Ausdruck hatten die Römer aus griechisch sínapi entlehnt. Auch das griechische Wort stellt seinerseits eine Entlehnung dar. Aller­dings ist nicht bekannt, aus welcher Sprache die Übernahme erfolgte. Bereits im Griechischen und Lateinischen bezieht sich die Bezeichnung sowohl auf das Gewürz als auch die Pflanze.

Neben Senf kommt im Untersuchungsgebiet des Atlasses Senft mit un­organischem ‑t vor. Eine arealspezifische Distribution beider Formen ist nicht feststellbar. Zuweilen treten diese als lautliche Varianten in einem Be­legpunkt auf. Im Westen sind Sennef sowie Sennefd mit Svarabhakti-Vokal ‑e- (vgl. althochdeutsch/ mittelhochdeutsch senef) verbreitet. Assimilation von ‑n- zu ‑m- unter Ein­fluss des nachfolgenden Labiodentals ‑f weisen die Formen Sem(p)f und Semft auf.

Die im Arbeitsgebiet am häufigsten vertretenen Ausdrücke sind dem Worttypus Senf zu subsumieren. Wesentlich seltener kommt Mostrich vor, bezeichnenderweise überwiegend als Variante zu einer Form von Senf. Im äußersten Südwesten sind jeweils einmal Moster und Mudard belegt. Moster(t) findet sich auch durchgehend (von Ausnahmen abgesehen) nörd­lich der Mosel sowie südlich davon zwischen Trier und Saarbrücken.

Mostrich, Moster und Mudard lassen sich auf lateinisch mustum (vinum) ‘jun­ger Wein, Most’ (zu lateinisch mustus ‘jung, frisch, neu’) zurückführen. Der Zu­sammenhang mit ‘Senf’ ergibt sich aus der Tatsache, dass die (zerriebenen) Senfkörner ursprünglich mit Most angesetzt wurden. Die drei genannten Wörter bezeichnen also nur die aus den Samen des Gewächses hergestellte Würzpaste und nicht wie Senf auch die Pflanze. Mostert gelangte ins Deut­sche über das mittelniederländische mostaert, das aus altfranzösisch mostarde, einer Bildung auf der oben erwähnten lateinischen Grundlage, entlehnt wurde. In den Dialekten wurde teilweise das Suffixert zu ‑er gekürzt, was Moster ergeben hat. Durch Um­deutung entstand im Mittelhochdeutschen aus mostert die Zweitform musthart. Der Aus­tausch des Namenelements ‑hart (vgl. z. B. Gerhard) gegen ‑rich führte zu neuhochdeutsch Mostrich.

Bei Mudard im südlichen Saarland handelt es sich offensichtlich um eine direkte Entlehnung aus dem Französischen. Man vergleiche hierzu neufranzösisch moutarde ‘Senf’. Auch die angrenzenden lothringischen Dialekte weisen Mutard auf.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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