Pfalz

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Karte 32 ‘Ferkel’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 148. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Ferkel

Die Dialekte differenzieren sprachlich sehr genau einerseits zwischen jungen und älteren und andererseits zwischen weiblichen und männlichen Ferkeln. Das war im früheren Dorfleben, als der Umgang und der Handel mit Nutz­tieren noch zum Alltag gehörten, erforderlich. Die Atlasfrage war allgemein ohne jegliche Eingrenzung gestellt: „Wie heißt im Dialekt das Junge vom Schwein?“

Am weitesten verbreitet ist Ferkel (dialektal Fergl u. ä.). In der Nordwest­pfalz findet sich Freckel (dialektal Freggel u. ä.) mit Vertauschung (Metathese) von ‑e- und ‑r-. Auch die zusätzlich Verkleinerung ausdrückenden Formen Freckelchen (dialektal Freggelsche u. ä.) sowie Ferkelchen (dieses vor allem im östl. Rheinhessen) sind belegt. Ferkel geht zurück auf althochdeutsch farhilī(n), die Diminutivform zu althochdeutsch far(a)h ‘Ferkel, Schwein’. Indogermanischer Ursprung ist *porḱo- ‘Schwein’ (vgl. hierzu auch lateinisch porcus mit gleicher Bedeutung sowie englisch pork ‘Schweinefleisch’).

Die erste Komponente in der einmal gemeldeten Zusammensetzung Spanferkel (dialektal Spoferkel), das aus mittelhochdeutsch spenvarch (u. ä.) folgt, bildet ein im Neuhochdeutschen ausgestorbenes Wort für ‘Zitze’, das als mittelhochdeutsch spun(n)e, spün(n)e, spen und als althochdeutsch spunna überliefert ist. Indogermanische Grundlage ist *psten- ‘(weibli­che) Brust’. Spanferkel bedeutet also ursprünglich ‘Ferkel, das noch an der Zitze saugt’. Im 18. Jh. bekommt das Wort den Inhalt ‘am Rost oder Spieß gebratenes Jungschwein’.

Wutzchen (dialektal Wutzje u. ä.), Wutzel und Wutzelchen sind Verkleine­rungen mit verschiedenen Diminutivsuffixen zu dem lautmalenden Dialekt­wort Wutz, der allgemeinen Bezeichnung für das Schwein (vgl. Karte 31.1.).

Sau ist in den Dialekten ebenfalls die Gattungsbezeichnung für das Schwein. Durch Diminution werden Bezeichnungen für das Ferkel gebildet. Im Atlasgebiet finden sich folgende Varianten: Säuchen (dialektal Seische u. ä.), Säulein (dialektal Saile u. ä.), Säulchen (dialektal Sailsche), Säuchel (dialektal Seichel) sowie Säugel (dialektal Seigel). Im letzten Fall spielt vielleicht das Verb saugen hinein, wenn dieses nicht sogar die Grundlage bildet, von der das Nomen abgeleitet ist. Bei dem Einzelbeleg junges Säulein hat das Attribut verstär­kende Funktion.

In den Zusammensetzungen Butzsäuchen und Butzsäulein stellt das erste Glied eine lautliche Abwandlung von Wutz (s. o.) dar. Es liegen hier somit verstärkende Bildungen vor, bei denen der Inhalt ‘Schwein’ doppelt ausgedrückt wird.

Mit Läufer wird eigentlich das größere, dem Ferkelstadium entwach­sene Jungschwein bezeichnet. Der singuläre Beleg stellt neben Säuchen und Ferkel die dritte Wortvariante eines Explorationsortes dar. Wahrscheinlich hat die Gewährsperson alle ihr verfügbaren Bezeichnungen aus dem Sach­bereich aktiviert.

Mit Lose (dialektal Loos) – die Herkunft des Wortes ist unbekannt – wird das Mutterschwein benannt (vgl. Karte 31.1.). Die Verkleinerung Löschen (dialektal Leesje) bezieht sich eigentlich auf das weibliche Ferkel (vgl. Pfälzisches Wörterbuch IV, 1029).

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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