Pfalz

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Karte 26.1 ‘Eichhörnchen’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 130. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Eichhörnchen

Das Wort Eichhörnchen ist wahrscheinlich eine frühe volksetymologische Umdeutung. Mit Eiche oder Horn ist es vermutlich nicht in Verbindung zu bringen. Bis ins 19. Jh. war die Form Eichhorn allgemein gebräuchlich. Heute ist in der Standardsprache das seit dem 17. Jh. bezeugte Diminutiv Eichhörnchen üblich. Für die Herkunft von Eichhörnchen kommen zwei Möglichkeiten in Betracht.

1. Das Wort geht als ganzes auf einen indogermanischen Ursprung zurück, der auch u. a. für lateinisch vīverra ‘Frettchen’, tschechisch vaverka ‘Eichhörnchen’ und altrussisch věverica ‘Eichhörnchen, Wiesel, Hermelin’ anzusetzen ist. Durch lautliche Umgestaltung der Grundlage indogermanisch *(w)oiwṛ- kommt es im Germanischen zu *aikurna ‘Eichhörnchen’, aus dem sich unter volksetymologischer Umbil­dung althochdeutsch eihhurn(o), eihhorno und daraus folgend mittelhochdeutsch eich(h)orn ergibt.

2. Möglicherweise ist die unter Punkt 1 skizzierte Entwicklung nur auf den zweiten Teil von Eichhorn zu beziehen. Für den ersten wäre dann indogermanisch *aig- ‘sich heftig bewegen, schwingen’ anzusetzen. Das Bezeichnungsmotiv ergibt sich aus der Wendigkeit des Tieres. Sekundär ist dann der Anschluss an indogermanisch *aig- ‘Eiche’ erfolgt. Das Althochdeutsche zeigt die Übereinstimmung des ersten Gliedes von eihhurn(o)/eihhorno mit eih(ha) ‘Eiche’.

Mit dem Bestimmungswort Eiche wurden später weitere Bezeichnungen für das Eichhörnchen gebildet, wobei als Zweitglied Tiernamen auftreten. Im Untersuchungsgebiet kommen vor: Eichhase, das diesem Atlas allerdings nur als Diminutiv Eichhäsel (dialektal Ächhäsel u. ä.) gemeldet wurde, sowie Eichkatze (dialektal Eischkatz u. ä.) mit den Diminutiven Eichkätzchen (dialektal Ächkätzje u. ä.) und Eichkätzel (dialektal Äschkätsel u. ä.).

Im Arbeitsgebiet des Atlasses lässt sich Eichhorn nicht nachweisen. Die üblichen Ausdrücke sind die Diminutive Eichhörnel (dialektal Ächhernel u. ä.) mit ‑el-Suffix in der Vorderpfalz sowie Eichhörnchen (dialektal Eichhernsche u. ä.) mit ‑chen-Suffix im übrigen Erhebungsareal.

Die im Westen vorkommende Form Eichert (dialektal Äächert u. ä.) ist eine Bildung mit ‑er-Ableitung, zu der unorganisches ‑t hinzutritt. Das Wort­bildungsmuster mit und ohne ‑t ist in den Dialekten verbreitet, man verglei­che etwa Ganser/Gansert ‘Gänserich’, Lauser/Lausert ‘Lausbub’, Lügner/ Lügnert sowie Stopfer/Stopfert ‘Korken’ (vgl. Karte 61.1.).

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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