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Wasserhahn
Für die Ausdrücke Hahn und Kran werden hier auf Grund der in den Dialekten vorkommenden Wortformen Hahne u. ä. sowie Grohne u. ä. typisiert Hahnen bzw. Kranen angesetzt. Kran stellt als Bezeichnung für das Verschlussventil an Leitungen und für die Zapfvorrichtung am Fass eine Übertragung dar. Das Wort gehört sprachhistorisch zu neuhochdeutsch Kranich. Zu mittelhochdeutsch kranech(e), kranch(e) ‘Kranich’ bildete das Spätmittelhochdeutsche die kurze Form kran(e) aus. Den Varianten liegt vielleicht die Wurzel indogermanisch *ger- ‘heiser schreien’ zugrunde, die eine onomatopoetische Schöpfung sein könnte. Kranich wäre also ursprünglich als ‘heiserer Schreier, Krächzer’ zu verstehen. Aus mittelhochdeutsch kran(e) hat sich im 15. Jh. zusätzlich die Bedeutung ‘Vorrichtung zum Heben und horizontalen Versetzen schwerer Lasten’ entwickelt. Der Aufbau des Hebezeugs hat offensichtlich Assoziationen zu der Körperform des Kranichs mit seinem langen Hals und Schnabel geweckt, so dass das Wort übertragen wurde. Über die Bedeutung ‘Flüssigkeitsheber’ erfolgte dann der Übergang zu ‘Fasszapfen’ und schließlich zu ‘Wasserhahn’.
Wie es im 14./15. Jh. zu der Bezeichnung Hahn (mittelhochdeutsch han(e)) für die Verschlussvorrichtung an Leitungen kam, ist nicht geklärt. Eine Übertragung des Wortes für ‘männliches Huhn’, also das Vorliegen eines analogen Falls zu Kran, ist nicht ganz ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich. Vielleicht gibt es eine Verbindung zu französisch canne, canelle, die die Röhre des Fasszapfens bezeichnen.
Die spezifizierenden Komposita Wasserhahnen und Wasserkranen differenzieren sprachlich den Gegenstand von anderen Vorrichtungen gleicher Art, z. B. Gashahn/‑kran, Fasshahn/‑kran usw. Das Wort neuhochdeutsch Wasser lässt sich bei konstanter Bedeutung über mittelhochdeutsch waӡӡer, althochdeutsch waӡӡar, westgermanisch *watar bis in die indogermanische Sprachstufe zurückverfolgen. Die Wurzel, von der auszugehen ist, ist indogermanisch *au- ‘benetzen, befeuchten, fließen’.
Einmal ist Leitungshahnen belegt. Das Bestimmungswort der Zusammensetzung ist eine seit dem 16. Jh. belegte ‑ung-Ableitung vom Verb leiten ‘etwas in eine bestimmte Richtung, an einen bestimmten Ort lenken, führen’. Germanische Grundlage ist *laid‑eja- ‘leiten’, eigentlich: ‘gehen machen, Fortbewegung veranlassen’, weil das Verb Kausativum zu germanisch *leiϸ‑a- ‘weggehen, gehen’ ist.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.