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Henne
Das Huhn zählt zu den ältesten Haustieren überhaupt. Seine Domestikation lässt sich für das 3. Jahrtausend v. Chr. im Industal nachweisen. Es wird allerdings angenommen, dass der Vogel in Ostasien bereits vor 8000 Jahren domestiziert wurde. Nach Mitteleuropa gelangte das Haushuhn über Vorderasien, Griechenland und Italien im 6./7. Jh. Wegen seiner hohen Vermehrungsrate und der großen ernährungsphysiologischen Bedeutung als Fleisch- und Eierlieferant zählt es zu den am meisten verbreiteten Haustieren.
Die im Arbeitsgebiet des Atlasses dominierende Dialektbezeichnung für das weibliche Huhn, die Henne, ist Hünkel (dialektal Hinggel u. ä.). Das Wort kommt flächendeckend vor. Nur einmal ist Huhn (dialektal Hu) in der Südostpfalz belegt. Auch das Pfälzische Wörterbuch (III, 1216) verzeichnet diesen Ausdruck für den genannten Raum. Es ist somit wenig wahrscheinlich, dass es sich bei dem Huhn-Beleg der Karte um einen Explorationsfehler oder eine aktuelle Entwicklung im Dialektwortschatz handelt.
Das Nomen Huhn – germanisch *hōnaz, althochdeutsch/ mittelhochdeutsch huon – ist eine Zugehörigkeitsbildung zu Hahn (vgl. Karte 30.) mit der Bedeutung ‘die zum Hahn Gehörige’. Hünkel geht zurück auf althochdeutsch huoni(n)klīn, das mit einem zusammengesetzten Diminutivsuffix von althochdeutsch huon (s. o.) abgeleitet ist. Der historisch zu erwartende Umlaut ü (Hünkel) ist im Rheinfränkischen zu i entrundet. Die Endung althochdeutsch ‑i(n)klīn ist zu neuhochdeutsch ‑kel gekürzt und lautlich abgeschwächt. Das mittelhochdeutsche Wörterbuch von Lexer (I, 1392) gibt entsprechend dem Diminutivsuffix die Bedeutung „hühnlein“ an. Im deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm (X, 1952) ist unter dem Lemma Hünkel das Interpretament „junges Huhn“ verzeichnet und als Verbreitungsgebiet das Mittelfränkische mit Nachbargebieten angegeben. In den Dialekten des Untersuchungsgebietes wird Hünkel nicht speziell auf das junge/kleine Huhn bezogen. Das Wort ist vielmehr die allgemeine Gattungsbezeichnung (vgl. Pfälzisches Wörterbuch Wb. III, 1249, Südhess. Wb. III, 814). Die Diminutivform der Dialekte ist Hünkelchen (Lautform: Hinggelche u. ä.).
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.