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Brennnessel
Die Brennnessel ist nach der unangenehmen Wirkung benannt, die nach dem Kontakt mit der Haut folgt. Dem ersten Glied des seit dem 16. Jh. nachweisbaren Kompositums Brennnessel liegt das Verb brennen zugrunde. In diesem sind zwei ursprünglich getrennte Verben zusammengefallen, und zwar das intransitive, stark flektierende althochdeutsche brinnan (aus germanisch *brenn-a-) ‘brennen’ sowie das transitive, schwach flektierende althochdeutsche brennen (aus germanisch *branneja-) ‘anzünden’, das ein Kausativ zu dem ersten ist. Als indogermanische Grundlage wird *gwher- ‘brennen’ angenommen. Das starke Verb ist in nachmittelhochdeustcher Zeit ausgestorben, seine Funktion hat das schwach flektierende übernommen.
Das zweite Wortelement ‑nessel wird auf gleichbedeutend westgermanisch *natilōn zurückgeführt, einer Weiterbildung zu älterem *natōn. Unsicher ist, ob von einer Wurzel indogermanisch *ned- ‘knüpfen’ auszugehen ist. Sachlich ist diese Möglichkeit plausibel, da man früher aus der Nessel ein leichtes Gewebe herzustellen pflegte.
Die erste Komponente von Sengnessel ist von dem Verb sengen ‘die Oberfläche von etwas leicht verbrennen’ abgeleitet. Somit liegt hier das gleiche Benennungsmotiv wie bei Brennnessel vor. Die Herkunft des Verbs ist nicht geklärt, für das Westgermanische wurde *sangeja- ‘versengen’ rekonstruiert. Das Kompositum kommt in den Dialekten in verschiedenen Varianten vor, z. B. als Singnessel, Singenessel und Sengnessel. Die gleichen Formen treten auch mit anlautendem Z- auf: Zengnessel, Zingenessel, Zinnessel usw. Der Lautwandel von S- zu Z- wird mit Verschmelzung erklärt: Der voranstehende verkürzte bestimmte Artikel d’ (= die) ist mit dem Wortanlaut S- von Sengnessel zu d’ S(engnessel) verschmolzen, was phonetisch zu Z- ([ts]) führt.
Das Simplex Nessel ist im Arbeitsgebiet lediglich einmal belegt. Bemerkenswerterweise kommt die Form an der Grenze zwischen dem Brennnessel- und dem Sengnessel-Areal vor. Es ist möglich, dass die Sprecher in der Übergangsregion unsicher bezüglich des lokal gültigen Ausdrucks sind und deshalb als Kompromissform das Simplex Nessel wählen, das als Grundwort beiden Zusammensetzungen gemeinsam ist. Auch die Karte des Pfälzischen Wörterbuches (I, 1207-1208) belegt das Simplex in dem Grenzstreifen, allerdings an anderer Stelle.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.