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ernten (Äpfel vom Baum)
Das Verb rupfen (dialektal robbe u. ä.) – aus althochdeutsch rupfōn – ist eine Intensivbildung zu raufen, das über mittelhochdeutsch/ althochdeutsch roufen auf germanisch *raup‑ija- ‘raufen, rupfen’ zurückgeht. Die indogermanische Wurzel ist *reu- ‘reißen, rupfen’. Im Mittelhochdeutschen bekommt das Verb die zusätzliche Bedeutung ‘sich prügeln, balgen, schlagen’, im eigentlichen Sinn: ‘(sich) an den Haaren reißen’. Die Benennung der Tätigkeit des Pflückens mit rupfen deutet darauf hin, dass das Bild des (ruckartigen) Abreißens der Frucht als prägendes Element im Vordergrund steht. Einmal ist die Bildung abrupfen (dialektal abrobbe) belegt. Das Präfix markiert wie bei abmachen eine Weg‑, Herabbewegung. Auch bei runtermachen beinhaltet der Verbzusatz eine solche Bewegungsrichtung. Das Wort machen, das auf indogermanisch *maǵ- ‘kneten’ zurückführt, behandelt die Karte 15.
Das Verb brechen hat in der neuhochdeutschen Standardsprache den Inhalt ‘durch Druck in Stücke teilen, zerfallen’. Im Althochdeutschen (brehhan) hat das Wort die weitere Bedeutung ‘reißen’ aus der sich ‘pflücken’ entwickelt. Wir haben es hier motivisch mit einem parallelen Fall zu rupfen (s. o.) zu tun. Im Sinne von ‘pflücken’ findet sich brechen nicht in der heutigen Standardsprache, jedoch in zahlreichen Dialekten. Indogermanischer Vorläufer des Verbs ist *bhreg- ‘brechen’.
Das im Untersuchungsgebiet etliche Male vorkommende pflücken (dialektal pligge u. ä.) ist im Sinne von ‘Früchte, Blumen abreißen’ ursprünglich nicht dialektal. Die Bedeutung ist aus der Standardsprache auf den Dialektausdruck übergegangen. Der Inhalt von pflücken ist in den Dialekten auf ‘mit den Fingerspitzen vorsichtig loslösen’ beschränkt. Das Wort wird vor allem im Zusammenhang mit dem Entschoten von Hülsenfrüchten, dem Entkeimen von Kartoffeln und dem Abkratzen des Wundschorfs verwendet. Das Verb, das im 9. Jh. als althochdeutsch phlockōn bezeugt ist, ist eine Entlehnung aus mittellateinisch piluccare ‘pflücken’. Dieses stellt eine Erweiterung zu lateinisch pilāre ‘die Haare ausrupfen’ dar. Die Bedeutung ‘rupfen (von Haaren, Federn), zupfen’ war früher auch dem deutschen Wort eigen, ist aber nicht in die heutige Standardsprache gelangt. In den Dialekten hingegen lebt der alte, ursprüngliche Sinn teilweise mit spezialisiertem Inhalt fort.
Das Verb zupfen (älter: zopfen, hierzu dialektal zoppe) ist seit dem 15. Jh. belegt. Die ursprüngliche Bedeutung ist ‘in Büscheln ausreißen’. Das Wort gehört zu Zopf im Sinne von ‘Büschel, Haarbüschel’. In der heutigen Standardsprache ist der Inhalt des Verbs auf ‘ruckartig mit den Fingerspitzen an etwas ziehen’ beschränkt. Im Pfälzischen liegt darüber hinaus die allgemeine Bedeutung ‘(ruckartig) ziehen’ vor. Es heißt im Dialekt z. B. an de Hoor gezoppt ‘an den Haaren gezogen’.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.