Rheinhessen

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Karte 24.1 ‘Zecke’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 118. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Zecke

Zecken sind in zahlreichen Arten um die ganze Welt verbreitet. Die in Mit­teleuropa vorkommenden Exemplare gehören überwiegend zur Familie der Schildzecken. In Deutschland ist vor allem der Holzbock heimisch. Die Ze­cke gilt als eine der für Mensch und Haustier gefährlichsten Milbenarten. Sie kann bedrohliche Krankheiten übertragen, wenn sie in den Wirtskörper sticht, um das lebensnotwendige Blut anzusaugen. Das Tier ist nach seiner Verhaltensweise benannt. ‘Stecherin, Zwickerin’ ist die wörtliche Bedeutung von Zecke, wenn man vom sprachlichen Ursprung, der Wurzel indogermanisch *deiĝh- ‘prickeln; zwickendes Insekt’, ausgeht.

Auf den Lebensraum des Spinnentieres verweisen die Bestimmungs­wörter der Zusammensetzungen Heckenbock, Holzbock und Waldbock/ Wallbock. Hecke kommt im Pfälzischen nicht nur im Sinne ‘lebender Zaun’ vor, sondern auch als Bezeichnung für ‘Gebüsch, Gestrüpp, Buschwald’. Auch Holz steht für ‘Wald’. Waldbock und Wallbock gehören lexikalisch zu­sammen. In der Südpfalz fällt bei den Wörtern Wald und Feld der Ver­schlusslaut aus, was zu Wall bzw. Fell führt. Entsprechend wird Waldbock zu Wallbock. Der Ausdruck Bock bezeichnet eigentlich das männliche Tier besonders bei gehörn- und geweihtragenden Arten (vgl. z. B. Ziegenbock sowie Rehbock). Die Herkunft des Wortes (aus germanisch gleichbedeutend *bukka‑) ist nicht bekannt. In den genannten Zusammensetzungen kommt Bock in uneigentlicher Bedeutung vor. Es handelt sich hierbei nicht um eine singuläre Verwendungsweise. Das Wort fungiert vielmehr als Basis auch für andere Gliederfüßerbezeichnungen. Das Pfälzische hat Hirschbock ‘Hirsch­käfer’, und in Rheinhessen findet sich Mistbock ‘Mistkäfer’ und Sägebock ‘Weberknecht’. Auch außerhalb des Arbeitsgebietes sind Komposita dieser Art belegt, vgl. z. B. Gromperebock ‘Kartoffelkäfer’ und Kuerbock ‘Korn­käfer’ im Luxemburgischen. Vorbild für die Bildungen mit ‑bock waren vielleicht die Bezeichnungen der verschiedenen Bockkäferarten wie Walzen­bock, Eichenbock usw.

Die geographische Verbreitung von Zeckenbock zwischen dem Zecke- und dem Heckenbock-Areal spricht dafür, dass es sich bei dem Kompositum um eine Wortkreuzung von Zecke und Heckenbock handelt. Begünstigend hat sich womöglich die lautliche Ähnlichkeit zwischen Hecke und Zecke ausgewirkt. Zu Zeckenbock gehört das abgewandelte Zeckerbock. Auf Wortmischung ist wahrscheinlich auch Heckenzecke zurückzuführen, wofür ebenfalls die geographische Lage des Belegs (zwischen Heckenbock und Ze­cke-Gebiet) spricht. In diesem Fall liefert Heckenbock die erste Komponente und Zecke ersetzt ‑bock.

Nicht zweifelsfrei zu klären ist die Herkunft von Postzecke (dialektal Post­zeck und Poschzägg). Vielleicht ist der erste Kompositumsteil mit Busch in Verbindung zu bringen. Dieses Wort, das in der Pfalz mancherorts lautlich zu Bosch/ Posch abgewandelt ist (vgl. auch mittelhochdeutsch bosch), bedeutet neben ‘Strauch, Hecke’ auch ‘Gebüsch, Wäldchen’. Möglicherweise spielt auch das Dialektwort Putsch/ Butsch hinein, das zu Busch gehört und die Bedeu­tung ‘Strauch, Hecke’ hat. Nicht völlig auszuschließen ist auch eine Bezie­hung von Post- zu Buchs. In der Pfalz heißt der Buchsbaum neben Busch­baam u. ä. in der Gegend um Landau Poschtbaam.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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