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Schulter
Das Wort Schulter wird von den Laienexploratoren des Atlasses überwiegend Schulder notiert. Vor allem im Westen des Untersuchungsareals tritt Assimilierung von ‑lt- zu ‑ll- ein, was Schuller ergibt. In vier Fällen ist ‑u- zu ‑ü- umgelautet, so dass Schüller bzw. Schülter anzusetzen ist. Bei Umlautentrundung führt das im Dialekt zu Schiller bzw. Schilter.
Neuhochdeutsch Schulter führt über althochdeutsch scultira auf gleichbedeutend westgermanisch *skuldrō zurück. Die weitere Herkunft ist nicht eindeutig. Als Grundlage kommt eine von zwei gleichlautenden Wurzeln in Frage, nämlich 1. indogermanisch *(s)kel- ‘schneiden, graben’ oder 2. indogermanisch *(s)kel- ‘biegen, anlehnen, krumm’. Im ersten Fall wäre eine Verbindung zu griechisch skalís ‘Schaufel’ gegeben. Inhaltlich ließe sich der Bezug zur Schulter damit begründen, dass der archaische Mensch das Schulterblatt von Tieren als Grabwerkzeug benutzt hatte. Im zweiten Fall bestünde Verwandtschaft mit griechisch skelís ‘Hinterfuß, Hüfte’. Die indogermanische Wurzel bezieht sich auf gekrümmte Körperteile. Bis ins 16. Jh. bedeutete Schulter auch ‘Bug, Hüfte, Schenkel des Tieres’.
In der neuhochdeutschen Standardsprache wird Achsel synonym mit Schulter verwendet. Im eigentlichen Sinne bezeichnet Achsel aber die Höhlung zwischen Brust, Oberarm und Schulterblatt. Im Untersuchungsgebiet kommt Achsel in der Bedeutung ‘Schulter’ hauptsächlich im Ostteil vor. Das Wort, das auf gleichbedeutend germanisch *ahslō beruht, steht im Zusammenhang mit lateinisch āla ‘Achsel, Flügel’. Zugrunde liegt indogermanisch *aĝs- ‘Achsel’, das auf der Verbalwurzel indogermanisch *aĝ- ‘(mit geschwungenen Armen) treiben, schwingen, in Bewegung setzen, führen’ basiert. Die Achsel ist demnach der Körperteil, an dem die Drehbewegung des Arms ausgeführt wird. Auch das Wort Achse ist etymologisch hier einzuordnen.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.