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Bruthenne
Das Kartenbild zeigt lexikalische Homogenität. So gut wie alle Dialekte bezeichnen das brütende oder Küken führende Huhn Gluck. Dem Ausdruck entspricht in der neuhochdeutschen Standardsprache Glucke (mittelhochdeutsch klucke) mit gleicher Bedeutung. Das Nomen ist auf das lautnachahmende Verb glucken (mittelhochdeutsch klucken, glucken) zurückzuführen, das in Anlehnung an den charakteristischen Ruf der Henne beim Brüten und Ausführen der Jungen gebildet wurde. In anderen Sprachen finden sich zum Verb glucken Parallelen, vgl. z. B. englisch to cluck, französisch glousser und lateinisch glōcīre. Aus Bobenheim am Berg (Bo) nördl. Bad Dürkheim wird Gluhz gemeldet. Dieses mit Glucke zusammenhängende Wort, das sich von jenem durch den Auslautkonsonanten absetzt (vielleicht unter Einfluss von französisch glousser), ist für das Westrheinfränkische ungewöhnlich. Klutze in den Lautformen Klutz, Klotz, Glutz usw. findet sich aber in anderen Sprachregionen, z. B. im Ripuarischen.
Das Mittel der Lautnachahmung wird in der Sprache zur Bildung von Vogelbezeichnungen nicht selten verwendet. Die spezifischen und vielfältigen Lautmuster der Tierrufe scheinen in besonderer Weise die sprachschöpferische Tätigkeit des Menschen zu animieren. Onomatopoetisch sind u. a. Kuckuck, Rabe, Fink, Reiher, Kiebitz, Uhu und auch Küken. Auf Grund lautgeschichtlicher Entwicklung der Wörter ist der Bezug zwischen heutigem Wortklang und dem akustischen Vorbild mehr oder weniger stark verwischt.
Der aus Hahnheim (Hh) bei Oppenheim gemeldete Ausdruck Hünkel (dialektal Hinggel) ist im Arbeitsgebiet des Atlasses eigentlich die allgemeine Gattungsbezeichnung für das weibliche Huhn, so auch in dem genannten Erhebungsort (vgl. Karte 28.). Das Wort ist ursprünglich eine Diminutivableitung von Huhn (Weiteres vgl. Karte 28.).
Einmal liegt die Zusammensetzung Bruthünkel (dialektal Bruthinkel) und zweimal die Phrase brühiges Hünkel (dialektal briejisch Hinggel u. ä.) vor. Das Adjektiv brühig ist das rheinfränkische Wort für ‘brütig’. Das dazugehörige Verb lautet brühen. Es ist nicht geklärt, ob das Dialektwort brühen ‘brüten’ mit brüten, zu dem die erste Komponente von Bruthünkel gehört, sprachhistorisch zusammenhängt.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.