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hageln
Im Untersuchungsareal des Atlasses kommen für ‘hageln’ vier Bezeichnungen vor. In der Pfalz ist bis auf wenige Ausnahmen schloßen verbreitet. Die rheinhessischen Wörter sind hauptsächlich hageln und kieseln, zweimal ist graupeln gemeldet worden.
Zum Verb schloßen gehört das feminine Substantiv Schloße (dialektal Schloß) ‘Hagelkorn’, das aus einsichtigen Gründen in der Regel im Plural (dialektal Schloße) vorkommt. Das Wort Schloße ist seit dem 13. Jh. – mittelhochdeutsch slōʒe – überliefert. Es ist verwandt mit englisch sleet ‘Graupel, Schneeregen’. Zu seiner Etymologie ist weiteres nicht geklärt.
Kiesel ist eine Ableitung von Kies ‘Anhäufung von kleinen, abgerundeten Steinen’, die für das Althochdeutsche (8. Jh.) als kisil belegt ist. Das Grundmorphem hingegen ist erst für das Mittelhochdeutsche (12. Jh.) als kis nachweisbar. Kiesel bezieht sich von Anfang an nicht nur auf den Kieselstein, sondern auch auf den Hagelstein. Das Verb kieseln ‘hageln’ ist vom Substantiv abgeleitet. Im Arbeitsgebiet des Atlasses tritt das Wort ausschließlich in Rheinhessen auf.
Ebenfalls in Rheinhessen kommt graupeln vor. Das Verb ist mit der Variante graupen seit dem 17. Jh. bezeugt. In die neuhochdeutsche Standardsprache hat nur graupeln ‘fein hageln’ Eingang gefunden. Das Verb gehört zu dem Substantiv Graupel (Femininum) ‘kleines Hagelkorn’, das eine Diminutivbildung zu Graupe mit der Bedeutung ‘enthülstes Getreidekorn (besonders Gerste)’ ist. Offensichtlich hat hier die Ähnlichkeit der Sachen zur Bedeutungsübertragung geführt. Graupe ist im Frühneuhochdeutschen aus dem Slawischen entlehnt worden, man vergleiche obersorbisch, polnisch: krupa ‘Getreidegraupe, Hagelkorn’.
Das Verb hageln (aus mittelhochdeutsch hagelen) gehört zum Substantiv Hagel ‘Niederschlag in Form von Eisstückchen’, dem gleichbedeutend germanisch *hagla- vorangeht. Offensichtlich besteht Verbindung zu griechisch káchlēx ‘Steinchen, Kiesel’. Das Wort hageln findet sich in erster Linie in Rheinhessen. Es hat sich dort, gestützt durch die Standardsprache und die Stadtdialekte, in den letzten Jahrzehnten auf Kosten von indigenem kieseln und schloßen ausgebreitet. Die Region gehört zum Ballungsraum Rhein-Main, in dem die Dialekte auf Grund des Einflusses spezieller sozialer, kultureller und anderer Faktoren besonderen Entwicklungsbedingungen unterliegen.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.