Rheinhessen

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Karte 84 ‘Kartoffelpüree’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 322.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Kartoffelpüree

Im Norden und Osten des Untersuchungsgebietes sind die Bezeichnungen für das Kartoffelpüree Kompositabildungen auf der Basis des Wortes Brei. Als Bestimmungswort fungiert Kartoffel oder Grundbirne (vgl. hierzu Karte 9.1.). Kartoffelbrei (dialektal Kadoffelbrei u. ä.) ist (fast) ausschließlich in Rheinhessen verbreitet, Grundbirnenbrei (dialektal Grumbeerbrei u. ä.) sowohl in der Pfalz als auch in Rheinhessen. Grundlage von Brei (althochdeutsch brī(o), brīwo) ist wahrscheinlich die Wurzel indogermanisch *bher(ə) ‘aufwallen in heftiger Bewegung sein, sieden’, so dass für das Wort die ursprüngliche Bedeutung ‘Gekochtes’ anzunehmen ist. Etymologisch verwandt sind die Verben brauen und brü­hen.

Fast nur in der Pfalz, und dort hauptsächlich westlich einer gedachten Linie etwa Bad Kreuznach – Bad Bergzabern finden sich Stampfes-Belege, und zwar als folgende Zusammensetzungen: Grundbirnenstampfes (dialektal Grumbeerstompes u. ä.), Kartoffelstampfes (dialektal Kardoffelstambes u. ä.) oder – am häufigsten – nicht zusammengesetzt als Stampfes (dialektal Stambes u. ä.). Stampfes ist eine Substantivbildung zu dem Verb stampfen. Das Suffixes geht auf eine alte Genitiv-Form zurück, die in den Nominativ übernom­men wurde. Bildungen dieses Typs bezeichnen im Dialekt eine Gesamtheit, Ansammlung usw., vgl. z. B. auch dialektal Schnääges ‘Naschwerk’ und Zeugs ‘Gegenstände, Dinge’. Stambes entspricht im Standarddeutschen Gestampf­tes.

Bei der einmal erhobenen Zusammensetzung Stampfesgrundbirnen (dialektal Stambesgrumbeere) ist die Reihenfolge der Glieder des Kompositums Grundbirnenstampfes vertauscht. Lexikalisch bereits stark an die Standard­sprache angelehnt (oder von dort übernommen) ist analog zusammengesetz­tes Stampfkartoffeln (dialektal Stampkartoffele), das sich einmal bei Mainz fin­det.

Nicht als gestampft, sondern als gedrückt bzw. zerdrückt wird das Kar­toffelpüree bei den Verbindungen gedrückte Grundbirnen (dialektal gedreggte Grumbeere) und verdrückte Grundbirnen (dialektal verdrigte Grumbeere) auf­gefasst. (Das Präfix zer- wird im Pfälzischen häufig durch ver- ersetzt, vgl. z. B. dialektal verbrechen ‘zerbrechen’ und verreißen ‘zerreißen’, vgl. Karte 68.) Die Bezeichnungen kommen auch verkürzt zu Gedrückte (dialektal Gedrickte u. ä.) sowie Verdrückte (dialektal Vedrickde) vor.

Nicht der Aspekt des Stampfens oder Drückens der Kartoffeln bei der Püreeherstellung, sondern der des Rührens liefert das Motiv für die Bezeich­nung verrührte Grundbirnen (dialektal fererde Grumbeere).

Offensichtlich ist die breiige Konsistenz des Kartoffelpürees das Be­zeichnungsmotiv für dünne Grundbirnen (dialektal dinne Grumbeere). Mit dem Adjektiv dünn kann etwas bestimmt werden, das flüssiger ist als üblich (vgl. z. B. dünner Lack, dünne Marmelade).

Auf den Einfluss der Standardsprache ist wohl zweimal belegtes Püree (dialektal Pirree, wahrscheinlich mit Betonung der ersten Silbe) zurückzuführen. Das Wort wurde in der ersten Hälfte des 18. Jh. aus französisch purée ‘Gemüsebrei, Brei von Hülsenfrüchten’ entlehnt. Der Ausdruck ist eine Ableitung von dem Verb altfranzösisch purer ‘durchsieben, reinigen’, das zu lateinisch pūrāre ‘reinigen’ zu stellen ist. (Vgl. auch lateinisch pūrus ‘rein’, daraus deutsch pur ‘rein, unvermischt, klar’.)

Das einmal gemeldete, eigenartig anmutende Kompositum Knödelbrei lässt sich nur spekulativ deuten. Vielleicht ist für die Zusammensetzung fol­gendes Motiv gegeben: Zur Herstellung von Klößen benötigt man als Grundlage gestampfte Kartoffeln. Diese Vorstufe der Knödel kann man als Knödelbrei, also ‘Brei zur Herstellung von Knödeln’ auffassen. Der Knödel­brei lässt sich aber nicht nur zu Klößen weiterverarbeiten. Man kann ihn auch als Grundlage für Kartoffelpüree verwenden. Zu Knödel vgl. Karte 85.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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