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Weinschorle (‘Mischgetränk aus Wein und Mineralwasser’)
Wein ist ein alkoholhaltiges Getränk. Sein Genuss ist mit den allgemein bekannten Wirkungen auf Körper und Geist verbunden. Um den Effekt des Äthanols zu mindern, wird Wein auch mit Mineralwasser verdünnt als Mischgetränk genossen. Der Atlas fragte nach der Bezeichnung einer solchen Wein-Wasser-Mischung. Es ist durchaus üblich, Wein auch mit verschiedenen Limonadenarten zu versetzen. Für diese Zubereitungen gibt es andere, regional variierende Ausdrücke, z. B. Cola-Schoppen ‘Mixgetränk aus Coca-Cola und Weißwein’. Um die Benennungen dieser Getränke geht es hier nicht.
Die Bezeichnung mit der größten Verbreitung im Arbeitsgebiet ist Schorle. Das Wort wurde in der ersten Hälfte des 20. Jh. aus Schorlermorle gekürzt, das sich seit dem 18. Jh. nachweisen lässt. Die Herkunft ist nicht zweifelsfrei geklärt. Wahrscheinlich liegt das oberdeutsche Dialektwort schuren ‘sprudeln’ zugrunde. Dazu gibt es das Substantiv Schurimuri als Bezeichnung für einen auffahrenden, lebhaften Menschen, das auch im Ostmitteldeutschen geläufig ist. Manche Etymologen stellen eine Verbindung von Schorlemorle zu diesem Ausdruck her. Das Motiv für die Anlehnung könnte die schäumende, sprudelnde Eigenschaft des Getränks sein. Erwogen wird auch ein Zusammenhang von Schorlemorle mit persisch shôr ‘Gemisch’, das über das Slawische lautlich verändert ins Deutsche gelangte. Viermal findet sich das Kompositum Weinschorle. Die Zusammensetzung differenziert das Getränk sprachlich von den Benennungen anderer Mischungen auf der Basis von z. B. Fruchtsäften, man vergleiche hierzu Apfelsaftschorle.
Nur im Norden des Untersuchungsgebietes kommt Gespritzter vor. Das ist eine Verkürzung von gespritzter Wein. Das Adjektiv ist aus dem Partizip II des Verbs spritzen gebildet, das nach Ausweis des Pfälzischen Wörterbuches (VI, 358) u. a. die Nebenbedeutung ‘ein Getränk mit Wasser verdünnen’ hat. Der Ausdruck gespritzter Wein bedeutet also ‘mit Wasser verdünnter Wein’. Das Verdünnen wird hier als Hineinspritzen von Flüssigkeit aufgefasst. Das Verb spritzen, das im Mittelhochdeutschen auch die Bedeutung ‘sprossen’ aufweist, ist mit sprießen verwandt, das auf gleichbedeutend westgermanisch *spreut‑a‑/ *sprūt‑a- zurückgeht. Offensichtlich wird das Austreiben der Saat mit dem Herausspritzen einer Flüssigkeit aus einem Schlauch oder Behälter verglichen. Auch das Verb sprühen gehört in diesen etymologischen Zusammenhang.
Schoppen bezeichnet im Erhebungsgebiet ein Flüssigkeitsmaß, das einen halben Liter umfasst. Es wird als Einheit besonders bei alkoholischen Getränken, aber auch bei Milch, Öl usw. verwendet. Daraus abgeleitet wird mit Schoppen (dialektal Schobbe) ein Trinkgefäß für alkoholische Getränke und dann auch dessen Inhalt benannt (vgl. einen Schoppen trinken). Das Wort wurde im 16. Jh. in die Dialekte aus französisch chopine ‘Flüssigkeits‑, Weinmaß’ entlehnt. Der französische Ausdruck ist selbst eine Entlehnung aus mittelniederdeutsch schope ‘Schöpfkelle, große Füllkelle des Brauers’. Das Französische übernahm wohl dieses Wort als Fachausdruck des Brauereigewerbes. Somit ergibt sich eine sprachliche Verwandtschaft von Schoppen mit dem Verb schöpfen. Neben Schoppen ist einmal die Zusammensetzung Wasserschoppen belegt. Dieses dient möglicherweise der expliziten Unterscheidung von anderen Mischgetränken mit Wein, also etwa dem Cola-Schoppen (s. o.).
Wasser ist auch Bestandteil von Wasserwein (dialektal Wasserwoi), das die beiden Komponenten des Getränks nennt. Das Erstglied stellt ein bis ins Indogermanische zurückzuverfolgendes Wort dar, das weit verzweigt in zahlreichen Einzelsprachen Verwandte hat, vgl. z. B. lateinisch unda ‘Welle, Woge’ und polnisch woda ‘Wasser’. Das Wort Wein, das als germanisch *wīna- in gleicher Bedeutung vorliegt, ist bereits sehr früh aus lateinisch vīnum entlehnt, das seinerseits aus einer nicht-indogermanischen Sprache übernommen wurde.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.