Rheinhessen

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Karte 16 ‘ernten (Äpfel vom Baum)’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 88. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

ernten (Äpfel vom Baum)

Das Verb rupfen (dialektal robbe u. ä.) – aus althochdeutsch rupfōn – ist eine Intensivbil­dung zu raufen, das über mittelhochdeutsch/ althochdeutsch roufen auf germanisch *raupija- ‘raufen, rupfen’ zurückgeht. Die indogermanische Wurzel ist *reu- ‘reißen, rupfen’. Im Mittelhochdeutschen be­kommt das Verb die zusätzliche Bedeutung ‘sich prügeln, balgen, schlagen’, im eigentlichen Sinn: ‘(sich) an den Haaren reißen’. Die Benennung der Tä­tigkeit des Pflückens mit rupfen deutet darauf hin, dass das Bild des (ruck­artigen) Abreißens der Frucht als prägendes Element im Vordergrund steht. Einmal ist die Bildung abrupfen (dialektal abrobbe) belegt. Das Präfix markiert wie bei abmachen eine Weg‑, Herabbewegung. Auch bei runtermachen beinhaltet der Verbzusatz eine solche Bewegungsrichtung. Das Wort ma­chen, das auf indogermanisch *maǵ- ‘kneten’ zurückführt, behandelt die Karte 15.

Das Verb brechen hat in der neuhochdeutschen Standardsprache den Inhalt ‘durch Druck in Stücke teilen, zerfallen’. Im Althochdeutschen (brehhan) hat das Wort die wei­tere Bedeutung ‘reißen’ aus der sich ‘pflücken’ entwickelt. Wir haben es hier motivisch mit einem parallelen Fall zu rupfen (s. o.) zu tun. Im Sinne von ‘pflücken’ findet sich brechen nicht in der heutigen Standardsprache, jedoch in zahlreichen Dialekten. Indogermanischer Vorläufer des Verbs ist *bhreg- ‘brechen’.

Das im Untersuchungsgebiet etliche Male vorkommende pflücken (dialektal pligge u. ä.) ist im Sinne von ‘Früchte, Blumen abreißen’ ursprünglich nicht dialektal. Die Bedeutung ist aus der Standardsprache auf den Dialekt­ausdruck übergegangen. Der Inhalt von pflücken ist in den Dialekten auf ‘mit den Fingerspitzen vorsichtig loslösen’ beschränkt. Das Wort wird vor allem im Zusammenhang mit dem Entschoten von Hülsenfrüchten, dem Entkeimen von Kartoffeln und dem Abkratzen des Wundschorfs verwendet. Das Verb, das im 9. Jh. als althochdeutsch phlockōn bezeugt ist, ist eine Entlehnung aus mittellateinisch piluccare ‘pflücken’. Dieses stellt eine Erweiterung zu lateinisch pilāre ‘die Haare ausrupfen’ dar. Die Bedeutung ‘rupfen (von Haaren, Federn), zupfen’ war früher auch dem deutschen Wort eigen, ist aber nicht in die heutige Standardsprache gelangt. In den Dialekten hingegen lebt der alte, ursprüngli­che Sinn teilweise mit spezialisiertem Inhalt fort.

Das Verb zupfen (älter: zopfen, hierzu dialektal zoppe) ist seit dem 15. Jh. belegt. Die ursprüngliche Bedeutung ist ‘in Büscheln ausreißen’. Das Wort gehört zu Zopf im Sinne von ‘Büschel, Haarbüschel’. In der heutigen Stan­dardsprache ist der Inhalt des Verbs auf ‘ruckartig mit den Fingerspitzen an etwas ziehen’ beschränkt. Im Pfälzischen liegt darüber hinaus die allgemeine Bedeutung ‘(ruckartig) ziehen’ vor. Es heißt im Dialekt z. B. an de Hoor ge­zoppt ‘an den Haaren gezogen’.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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