Rheinhessen

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Karte 31.1 ‘Mutterschwein’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 144. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Mutterschwein

Wenn man von den Belegen Sau und Wutz, die verstreut mehr oder weniger im ganzen Kartengebiet vorkommen, absieht, zeigt sich für das Untersu­chungsareal bei den Bezeichnungen des Mutterschweins eine klare lexikali­sche Zweiteilung. Im Norden ist Mucke (dialektal Muck, Mouk u. ä.) verbreitet, in der Mitte und im Süden hingegen Lose (dialektal Loos u. ä.). Die Wörter sind in gleicher Bedeutung als mittelhochdeutsch mocke bzw. lōse bezeugt. Die weitere Her­kunft lässt sich nicht klären. Vielleicht besteht im Falle von mittelhochdeutsch mocke (Femininum) Verbindung zu gleichlautendem mittelhochdeutsch mocke (Maskulinum) mit der Bedeutung ‘Klumpen, Brocken’. Der Zusammenhang wäre über den massig-gedrungenen Körperbau des Schweins herzustellen.

Sau bzw. Wutz sind in den Dialekten des Arbeitsgebietes eigentlich die generellen Gattungsbezeichnungen für das Schwein ohne Rücksicht auf das Geschlecht. Die Verwendung dieser Ausdrücke auch für das Mutterschwein zeigt, dass Mucke bzw. Lose in vielen Fällen zumindest im aktiven Wort­schatz nicht mehr verankert ist.

Sau lässt sich auf gleichbedeutend indogermanisch *- zurückführen. Die Wort­schöpfung beruht wahrscheinlich auf einer Nachahmung des Schweinegrun­zens. Ebenfalls onomatopoetischer Ursprung liegt bei Wutz und der lautli­chen Abwandlung Butz vor, die im Erhebungsmaterial nur in der Zusam­mensetzung Butzsau belegt ist. Hier wird die Bedeutung ‘Schwein’ wohl expressiv zweimal zum Ausdruck gebracht. Aus der südlichen Saarpfalz wird einmal Ferkelsau gemeldet. Das Wort ist in verschiedenen Orten dieser Gegend auch vom Deutschen Wortatlas (IV, [17]) erhoben worden. Durch das determinie­rende Element Ferkel- wird das im Dialekt geschlechtsneutrale ‑sau als ‘Mutterschwein’ definiert. (Zu Ferkel vgl. Karte 32.)

In der Pfalz ist zweimal Machsau erhoben worden. Mit der Kompo­nente Mach- wird ein geschlechtsreifes weibliches Tier bezeichnet. Sie ist aus dem Verb machen abgeleitet, das im Sinne von ‘erzeugen’ früher auch den Inhalt ‘gebären’ hatte (vgl. ausführlicher hierzu Karte 35.).

Im äußersten Südwesten des Pfälzischen kommt einmal More (dialektal Moor) vor. Das Wort ist als mittelhochdeutsch mōre ‘schwarze Sau’ bezeugt. Die weitere Herkunft liegt im Dunkeln. Auf Grund der Bedeutung im Mittelhochdeutschen könnte mög­licherweise eine Verbindung zu dem Ausdruck mittelhochdeutsch mōr ‘Mohr’ bestehen, der auf dunkel gefärbte Tiere übertragen wurde. Das Wort ist im 8. Jh. aus lateinisch Maurus ‘Maure, Nordwestafrikaner’ entlehnt worden.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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