Rheinhessen

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Karte 7: auf. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 32.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Das Wort auf geht zurück auf mittelhochdeutsch ûf. Aus dem einfachen Vokal (Selbstlaut) û ist im Neuhochdeutschen der Diphthong (Zwielaut) au geworden, wie das auch die Beispiele Braut aus mittelhochdeutsch brût, Haus aus mittelhochdeutsch hûs und Maul aus mittelhochdeutsch mûl zeigen. (Zu der parallelen Entwicklung von mittelhochdeutsch î zu neuhochdeutsch ei und mittelhochdeutsch iu zu neuhochdeutsch eu/äu vgl. die Karte 25 weiß bzw. die Karte 38 neu.) In den hochdeutschen Dialekten hat sich der Wandel von û zu einem Diphthong, wenn man von bestimmten Sonderentwicklungen absieht, nicht vollzogen im Alemannischen (mit Ausnahme des Schwäbischen), südwestlichen Rheinfränkischen, Ripuarischen, nordwestlichen Moselfränkischen, Niederfränkischen, in einem Teil Nord- und Osthessens, im Norden des Ostfränkischen sowie in großen Teilen des Thüringischen. (Zur Lokalisierung der genannten Dialekträume vgl. die Karte 1.) Weithin bekannt dürfte sein, dass der Kölner – sein Dialekt gehört dem Ripuarischen an – Huus sagt, wenn er ein Haus bezeichnet. Auch das Niederdeutsche zeigt kein einheitliches Bild. Zwar ist dort überwiegend Monophthong (einfacher Vokal) vertreten, aber gebietsweise liegt auch Diphthong vor.

In unserem Raum hat sich mittelhochdeutsch û in den Dialekten zu au oder ou entwickelt. Man sagt also Haus oder Hous, Maul oder Moul usw. Ausnahmen bilden lediglich der äußerste Norden, der dem oben angegebenen nordwestlichen Moselfränkischen angehört, und der Süden um Saarbrücken, der dem ebenfalls oben angeführten südwestlichen Rheinfränkischen zuzuordnen ist. In den beiden Gebieten ist einfacher Vokal erhalten. Im Falle von Haus lautet die nördliche Form Huus und die südliche Huss. (Zur genauen geographischen Lage der Areale mit Monophthong vgl. die Karte 25 weiß.) Wenn mittelhochdeutsch û überwiegend zu au/ou in unserem Dialektraum geworden ist, warum heißt es dann durchgängig uf, up/op? Zu erwarten wären doch auf/ouf bzw. aup/oup. Diese Varianten kommen nicht vor, weil die historische Vorgängerform in den Dialekten der Karte (und darüber hinaus) nicht den Langvokal û, sondern den Kurzvokal u aufweist, und kurzes u hat keinen Diphthong entwickelt. Aus u kann – vor allem im Moselfränkischen – o werden, so dass aus up op entsteht (man vergleiche auch Bodder ‘Butter’, Lost ‘Lust’ usw.).

Westlich einer Linie etwa Merzig – Trier – Mayen – nördlich Koblenz enden die Dialektformen auf p: up, op. Diese Varianten spiegeln einen sehr alten Sprachzustand wider. Wenn man das Wort auf in der Sprachgeschichte über das Mittelhochdeutsche hinaus weiter zurückverfolgt, stellt man fest, dass im Germanischen – das ist die Vorstufe des Deutschen – *up(a) vorliegt. Im Zuge der zweiten Lautverschiebung hat sich im Hochdeutschen germanisch p zu f(f) oder pf entwickelt, vgl. z. B. englisch soap, apple mit deutsch Seife, Apfel (ausführlicher hierzu die Einführung). Die Dialekte unseres Gebietes, die durchweg dem Hochdeutschen angehören, also an der zweiten Lautverschiebung (partiell) teilhaben, haben den Wandel von p zu f(f) vollzogen. Dementsprechend heißt z. B. die Seife in der Westeifel Seef und im Pfälzischen Sääf. Im Niederdeutschen dagegen liegt Seep vor. Das Wort up blieb in einem Teilareal unseres Gebietes von der Lautverschiebung ausgenommen. Es ordnet sich mit dat ‘das’ (vgl. Karte 6), wat ‘was’, et ‘es’ und alt ‘als’ bei allerdings anderer Arealverteilung in die Gruppe der sogenannten Reliktwörter ein, die sich der allgemeinen Sprachentwicklung entzogen haben. Durch die Bewahrung des alten Lautstandes konnte ein Zusammenfall mit dem Wort off ‘ob’, ‘oder’ verhindert werden.

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

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Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.