Rheinhessen

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lieb

Karte 8: lieb. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 34.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

In den Dialekten des Kartenfeldes wird b im Wortinnern zwischen Vokalen (Selbstlauten) sowie nach r und l vor Vokal in der Regel zu w, z. B. blaiwe ‘bleiben’, grawe ‘graben’, sterwe ‘sterben’, Kälwer ‘Kälber’. Dieses Phänomen ist nicht nur auf unseren Raum beschränkt, sondern in einer Vielzahl nieder-, mittel- und oberdeutscher Dialekte feststellbar. Am Ende des Wortes kann b zu f, dem stimmlosen Pendant von w, werden. Diese Entwicklung ist jedoch lediglich auf das Niederdeutsche sowie das Ripuarische und Moselfränkische beschränkt. Hierzu einige Beispiele aus dem Moselfränkischen: leef ‘lieb’, Graf ‘Grab’, Korf ‘Korb’, Kalf ‘Kalb’. Der Laut f statt w findet sich auch, wenn ein stimmloser Konsonant (Mitlaut) folgt, z. B. (er) blaift ‘(er) bleibt’, (du) gräfst ‘(du) gräbst’. Der westliche Abschnitt der ‑f/b-Grenze durchquert das Saarland und Rheinland-Pfalz. Die Karte zeigt das am Beispiel des Wortes lieb. Die Linie, die lief von lieb trennt, verläuft im Kartenfeld südlich von Saarlouis über östlich Bernkastel-Kues bis nördlich St. Goar, wo sie den Rhein überquert. Die ‑f/b-Grenze ist nicht fest, sie variiert wortweise. Bei dem Ausdruck Korb zum Beispiel liegt sie zum Teil weiter östlich, bei ab hingegen weiter westlich. Im mittleren Saarland etwa zwischen Saarlouis und St. Wendel ist häufig w an Stelle von f belegt, also läiw ‘lieb’, Korw ‘Korb’ usw.

Im Westen unseres Dialektraums ist der Vokal von lieb sehr häufig gedehntes e: leef. Der Wandel von i zu e ist ein typisches Kennzeichen des Moselfränkischen, vgl. z. B. Leed ‘Lied’, Veh ‘Vieh’, Repp ‘Rippe’. Im mittleren Saarland (nordöstlich Saarlouis) heißt es läif oder läiw. Auch bei anderen Wörtern, die in der gesprochenen Standardsprache gedehntes i aufweisen, tritt hier äi auf, z. B. Väi ‘Vieh’, Räimen ‘Riemen’.

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.