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Ei
Vergleicht man die Karte Ei mit den beiden vorausgehenden weiß-Karten, so ergibt sich hinsichtlich der Entwicklungsrichtung des Vokals (Selbstlauts) eine
Übereinstimmung mit weiß1 (Farbbezeichnung), nicht aber mit weiß2 (Verb). Das heißt, bei Ei liegen ebenso wie bei weiß1 überwiegend Diphthonge (Zwielaute) vor, wohingegen weiß2 zumeist Monophthonge (einfache Vokale) aufweist. (Um die Vergleichbarkeit der Karten zu erleichtern, sind die Diphthong-Areale mit Gelbtönen und die Monophthong-Areale mit Blau- oder Rottönen eingefärbt.) Das Zusammengehen von Ei mit weiß1 ist insofern bemerkenswert, als das Wort Ei im Mittelhochdeutschen ei lautet und somit im Vokal historisch mit weiß2 (mittelhochdeutsch weia) und nicht mit weiß1 (mittelhochdeutsch wîa) übereinstimmt. Wie ist zu erklären, dass sich in den Dialekten die gleiche historische Basis, nämlich der mittelhochdeutsche Diphthong ei, bei Ei und weiß2 unterschiedlich entwickelt hat?
Mittelhochdeutsch ei ist in unserem Gebiet (meistens) zu einem Monophthong (einfachen Vokal) geworden, wenn im Wort ein Konsonant (Mitlaut) folgt, wie das z. B. bei (er) weiß, Kleid und Eimer der Fall ist (Dialektbeispiele: wääß, Kleed, Aamer). Eine andere Entwicklung nimmt mittelhochdeutsch ei, wenn kein weiterer Laut folgt wie etwa bei Ei und Lei (‘Schieferstein’), oder wenn sich ein Vokal anschließt wie z. B. in Eier und Schleier. In diesen Fällen haben die Dialekte überwiegend einen Diphthong.
Gemäß dieser Regel liegen in unserem Gebiet bei Ei überwiegend Varianten mit Diphthong vor, wobei im Moselfränkischen die zweite und im Rheinfränkischen die erste Diphthongkomponente zumeist gedehnt ausgesprochen wird, also z. B. Aii, Äii bzw.Òòi, Aai. Südlich der Ahr, in der Westeifel und im westlichen Hunsrück bis an die Obermosel sind Monophthonge belegt. Die areale Verteilung von Ee, Ää und Aa kann der Karte entnommen werden. Die Ursache für die Entwicklung der Monophthonge ist noch nicht geklärt. Möglicherweise folgte auf den Vokal ei ursprünglich der Konsonant g (vgl. auch englisch egg ‘Ei’), der später abgestoßen wurde.
Literaturverzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).
Hinweise zu den Karten
Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.
Zitierhinweis
[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.
z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.