Das Lyoner Bleimedaillon
Das sogenannte Lyoner Bleimedaillon wurde 1862 in dem Fluss Saone bei Lyon gefunden. Es hat einen Durchmesser von knapp 8 cm und ist ein Probeabschlag eines Goldmultiplum-Stempels. Heute befindet sich das Medaillon in der Bibliotheque Nationale in Paris. Es zeigt die älteste bildliche Darstellung von Mainz, Mainz-Finthen und einer römischen Rheinbrücke in stark stilisierter Form.[Anm. 1]
Die bildliche Darstellung auf dem Bleimedaillon ist in zwei verschiedene Szenen aufgeteilt, eine obere und eine untere.[Anm. 2] Im oberen Bereich ist eine Szene mit zwei Kaisern zu sehen, der untere Bereich zeigt Personen, welche eine Brücke über den FL(umen) RHENUS – den Fluss Rhein – von CASTEL(lum) nach MOGONTIACUM überqueren.
In jener Zeit erschienen vollständige Ortsnamen auf Medaillons nur, wenn die abgebildeten Handlungen auch in jenen Orten stattfanden. Somit ist davon auszugehen, dass die beiden Darstellungen ein bestimmtes Ereignis in zeitlicher Abfolge zeigen. Geht man davon aus, dass es sich bei den Darstellungen um ein Ereignis handelt, kann man auch davon ausgehen, dass es sich in beiden Szenen um dieselben Personen handelt. Oben sind die Personen flehend vor den beiden Kaisern abgebildet, unten bewegen sich dieselben Personen mit Gepäck landeinwärts ins römische Reich. Bei dieser Deutung der zwei Szenen kommt man zu dem Schluss, dass es sich bei der oberen Szene um die Verkündung eines kaiserlichen Erlasses handelt - wahrscheinlich zur Ansiedlung von Personen aus rechtsrheinischem Gebiet in römisches Gebiet -, und in der unteren Szene um die Durchführung dieses Erlasses.[Anm. 3]
Da in der oberen Szene zwei Kaiser zu sehen sind, muss dieses Medaillon aus der Zeit der Tetrarchie stammen, kann also nicht vor 293 entstanden sein. Eine überlieferte Lobrede auf den Kaiser Constantinus Chlorus gibt Auskunft über eine siegreiche Schlacht an der Scheldemündung 297, nach der der Kaiser die Ansiedlung der besiegten Feinde im Gebiet des römischen Reiches veranlasste. Dieses Ereignis könnte das auf dem Medaillon abgebildete sein.[Anm. 4] Somit wird das Medaillon in die Zeit kurz vor 300 datiert.[Anm. 5]
Nachweise
Verfasser: Lutz Luckhaupt
Verwendete Literatur:
- Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990.
Erstellt am: 17.03.2015