St. Quintin in Mainz
Die bereits im 8. Jahrhundert (744) unter Bischof Bothadus genannte Pfarrei St. Quintin ist die älteste in Mainz. Die Kirche ist eine bischöfliche Gründung. Der heutige, gotische Bau wurde zwischen 1288 und 1330 errichtet. Die häufige Verleihung von Ablässen in dieser Zeit zur Finanzierung des Baus weisen auf diese Tatsache hin. Man begann mit dem Chor und errichtete dann das Langhaus. Die Ostwände der Seitenschiffe zeigen durch ihre hochliegenden Fenster an, dass von vorneherein an die Errichtung einer Hallenkirche gedacht war. Trotz baulicher Besonderheiten im Detail scheint der Bau in einem Stück vorgenommen worden und 1330 im Wesentlichen fertig gewesen zu sein.
Die Kirche wurde 1425-1435 restauriert und erhielt 1489 eine Türmerwohnung (Inschrift) mit Feuerwache. Die Pfarrei umfasst den frühmittelalterlichen Siedlungskern der Stadt. Zusammen mit der ehemaligen Stiftskirche St. Stephan (begonnen 1257) ist St. Quintin eine der beiden erhaltenen gotischen Hallenkirchen im Mainz. Äußeres Kennzeichen ist ihr wuchtiger dreigeschossiger Turm. 1624 wurde in einer "Hochzeit des Wallfahrtswesens und der Volksfrömmigkeit" in St. Quintin eine Sakramentale Erzbruderschaft gegründet. Es handelte sich dabei um eine vornehmlich von Laien getragene religiöse Verbindung, bei der jedes Mitglied eine Anbetungsstunde halten musste, während der es für alle anderen betete.
Im Kriegsjahr 1942 wurde die Kirche zerstört und nach dem Krieg, zwischen 1948 und 1966, wieder aufgebaut. Die 1942 zerbrochene barocke Haubenbedachung, die über mehrere Jahrzehnte durch ein Notdach gedeckt war, konnte erst in jüngster Zeit wieder hergestellt werden. Die dreischiffige Hallenkirche hat einen einschiffigen Chor und einen Turm über dem Südwestjoch. Das kurze, ungefähr quadratische Langhaus ähnelt der untergegangenen, etwas älteren Liebfrauenkirche. Der ehemalige Kirchhof ist heute in das Gelände des Städtischen Altersheims integriert. Auf dem Friedhof an der Nordseite stand das letzte Mainzer Beinhaus, die doppelstöckige St. Michaelskapelle von 1428 bis zur ihrer Zerstörung durch einen Bombenvolltreffer im Jahr 1942.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff
Verwendete Literatur:
- Arens, Fritz: Das goldene Mainz. Ein Führer zu seinen Kunstdenkmälern. 2., verbesserte Auflage. Schwäbisch Hall 1969.
- Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2. Aufl. München 1985.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 2.2: Stadt Mainz. Bearb. v. Ewald Wegner. Worms 1988.
Aktualisiert am: 30.09.2014