Das Mainzer Gutenbergdenkmal
Nach Johannes Gutenbergs Tod im Jahr 1468 vergingen viele Jahrhunderte bis die Stadt Mainz ihm in Form eines Denkmals eine dauerhafte Würdigung widmete. Auch ging die Initiative für den Bau eines Denkmals zunächst nicht von der Stadt Mainz selbst, sondern von den Franzosen aus, die im Zuge Revolutionskriege Mainz an der Wende 18./ 19. Jahrhundert besetzten. Auch in Frankreich genoss Gutenberg hohe Wertschätzung, da er einerseits einige Jahre in Straßburg lebte, das damals gleichwohl zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte, und andererseits weil er, aufgrund seiner Erfindung des Buchdrucks, als Symbol für die Aufklärung und die Pressefreiheit galt. Während der Franzosenzeit gab es zwar einige Pläne zur Errichtung eines Denkmals zu Ehren Gutenbergs in Mainz, die allerdings nicht ausgeführt wurden. [Anm. 1]
Wichtiger Förderer zur Aufstellung eines Gutenberg-Denkmals war der „Verein der Freunde der Kunst und Literatur“, der 1827 auch das erste Denkmal zu Ehren Johannes Gutenbergs beim Mainzer Bildhauer Joseph Scholl (1796-1842) in Auftrag gab. Dieses Denkmal wurde im selben Jahr im Garten der Casino Gesellschaft (Hof zum Gutenberg) aufgestellt. Es ist aus gelblichem Sandstein gefertigt und stellt Johannes Gutenberg in Lebensgrößer dar. Sein Charakter ist allerdings eher privater Natur und es war nur als Vorarbeit für ein größeres Denkmal geplant, das auf einem öffentlichen Platz errichtet werden sollte. [Anm. 2] Der Bau des kleinen und die Planung für das große Gutenbergdenkmal geschah zu einer Zeit, als in Deutschland die Pressefreiheit aufgrund der Karlsbader Beschlüsse von 1819 stark eingeschränkt war. Die Errichtung eines Denkmals zu Ehren Gutenbergs kann somit als ein deutlicher Kommentar zur aktuellen politischen Lage verstanden werden.
Das überlebensgroße Mainzer Gutenberg- Denkmal am Gutenberg Platz wurde 1836 vom französischen Bildhauer Charles Crozatier (1795-1855) nach Plänen des dänischen Künstlers Bertel Thorvaldsen (1770-1844) in Paris gegossen. Das zugehörige Sockelrelief wurde im gleichen Jahr von Georg Benjamin Beyer in Frankfurt gefertigt. [Anm. 3] Eingeweiht wurde das Denkmal am 14. August 1837, begleitet von dreitägigen Feierlichkeiten. [Anm. 4] Den Auftrag für das Denkmal gab die Stadt Mainz aus Anlass des vermutlich 400 jährigen Jubiläums der Erfindung des Buchdrucks. Finanziert wurde es durch Spendengelder aus ganz Europa. [Anm. 5] Das Denkmal aus Bronze stellt Johannes Gutenberg mit vorgesetztem linkem Bein aufrecht stehend in mittelalterlicher Kleidung dar. In der rechten Hand hält er Drucktypen und in der linken die Bibel. Am Steinsockel befindet sich auf einer Bronzeplatte folgende Inschrift „JOANNEM GENSFLEISCH/ DE GUTENBERG/ PATRICIUM MOGUNTINUM/ AERE PER TOTAM EUROPAM COLLATO/ POSUERUNT CIVES/ MDCCCXXXVII. [Anm. 6] Die deutsche Übersetzung der Inschrift lautet:
"Den Mainzer Patrizier Johannes Gensfleisch haben die Bürger durch das in ganz Europa gesammelte Geld 1837 aufgestellt."
Um es vor einer möglichen Kriegszerstörung zu schützen, wurde das Denkmal 1942 neben dem Sockel vergraben und überstand den Krieg damit weitgehend unversehrt. [Anm. 7]
Wegen seiner zentralen Lage ist das Gutenbergdenkmal heute ein wichtiger Punkt des kulturellen Lebens und ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt Mainz. [Anm. 8]
Die besondere Bedeutung des Gutenbergdenkmals liegt auch in der Tatsache begründet, dass es einer der ersten bronzenen Denkmäler ist, das zu Ehren einer nicht adligen Person errichtet wurde. [Anm. 9] Heute existieren auch einige weitere Gutenbergdenkmäler im Mainzer Stadtbild. Nicht zuletzt sieht sich das Gutenberg-Museum in seinem Selbstverständnis ebenfalls als ein Denkmal zu Ehren Gutenbergs an.
Nachweise
Verfasser: Armin Huber
Verwendete Literatur:
Bratner, Luzie: Das Mainzer Gutenbergdenkmal. Zur Entstehung und Geschichte des Gutenbergplatzes und des Gutenbergdenkmals. Begleitheft zur Ausstellung der Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz in Mainz. Alzey 2000.
Landesamt für Denkmalpflege. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 2.2 Stadt Mainz. Altstadt. Worms 1988.
Sprenger, Kai-Michael: Denkmal-Gedanken aus der Provinz. Neue Quellen zur Gutenberg-Denkmälern und dem Umgang der Mainzer mit ihrem berühmtesten Sohn. In: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte. Festschrift für Friedrich Schütz.Jahrgang 96/97. 2001/2002.
Gedenkbuch an die festlichen Tage der Inauguration des Gutenberg-Denkmals zu Mainz, am 13., 14., 15. und 16. August 1837: nebst den Acten, die Entstehung desselben betreffend und einer kurzen Lebensbeschreibung Gutenbergs. Mainz 1837.
Erstellt am: 06.10.2014
Anmerkungen:
- Bratner: Gutenbergdenkmal, S. 5-13. Zurück
- Bratner: Gutenbergdenkmal, S. 15-16. Zurück
- Bratner: Gutenbergdenkmal, S. 38. Zurück
- Bratner: Gutenbergdenkmal, S. 40. zu den Feierlichkeiten siehe Gedenkbuch an die festlichen Tage der Inauguration Zurück
- Sprenger: Denkmal-Gedanken, S. 231-232. Zurück
- Landesamt für Denkmalpflege: Kulturdenkmäler Mainz, S. 204. Zurück
- Bratner: Gutenberdenkmal, S. 45. Zurück
- Bratner: Gutenberdenkmal, S. 47. Zurück
- Bratner: Gutenbergdenkmal, S. 49. Zurück