Der Mainzer Holzturm
Der sechsgeschossige Bau, 1366 erstmals als ,,Neuturm" erwähnt, bildete innerhalb der rheinseitigen Stadtmauer die Verbindung zwischen Altstadt und der seit Anfang des 13. Jahrhunderts in die Befestigung miteinbezogenen südlichen Fischervorstadt Selenhofen. Seine prägende Gestalt erhielt der seit Beginn der Neuzeit als Gefängnis genutzte Torturm in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Geschosszahl, Mauerwerk, Eckquaderung und Gesimsgliederung sind dem älteren Eisenturm vergleichbar, doch ist der Holzturm insgesamt schlanker und steiler.Die Fenster mit spitzbogigen Blendrahmen gliedern in regelmäßiger Anordnung die Fassade. Über der Torfahrt befinden sich stadtseitig je zwei große Nischen mit darin eingestellten gekuppelten Spitzbogenfenstern und Reliefs in den Bogenfeldern. Dargestellt sind links die Büsten eines Königs- und rechts eines Patrizierpaares (Haarreife). Vom kriegszerstörten Haus "Zum Molsberg" haben sich zwei vergleichbare steinerne Halbfiguren des 14. Jahrhunderts erhalten, die bürgerliche Liebespaare zeigen (heute im Landesmuseum). Die spitzbogige, gekehlte Torfahrt ist zur Stadtseite kreuzrippengewölbt und befindet sich ca. 2 Meter unter dem heutigen Straßenniveau. Der 12 m hohe Turmhelm in Form eines steilen Zeltdachs und die Eckerkertürmchen mit ihren spitzen Hauben zeigen die für das 15. Jahrhundert typische Form einer Wehrturm-Bekrönung und wurden 1961 teilrekonstruiert.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff
Verwendete Literatur:
- Gillessen, Günther(Hrsg.): Wenn Steine reden könnten. Mainzer Gebäude und ihre Geschichten. Mainz 1991.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 2.2: Stadt Mainz. Bearb. v. Ewald Wegner. Worms 1988.
- Preßler, Karsten: Mainz im Zeitalter Gutenbergs. Ein Gang durch die spätmittelalterliche Stadt. Alzey 2000.
Aktualisiert am: 23.09.2014