Im Bereich der heutigen Zitadelle haben sich die Reste eines römischen Ehrengrabmonuments (Kenotaph) erhalten. Es ist das größte, nördlich der Alpen am Originalstandplatz erhaltene Grabdenkmal. Allerdings ist nur noch ein Gussmauerwerkblock von circa 20 Meter Höhe zu sehen. Die ehemalige Steinverblendung ist nicht mehr vorhanden. In späterer Zeit hat man etwa in halber Höhe einen Zugang in das Monument gebrochen, um es als Beobachtungsposten zu nutzen.
Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um ein Denkmal für Drusus den Älteren, der das Mainzer Legionslager hatte errichten lassen und 9 v. Chr. in Germanien tödlich verunglückt war. Sein Leichnam wurde nicht in Mainz zur letzten Ruhe gebettet, sondern damals verbrannt und in Rom im Augustusmausoleum beigesetzt. In Mainz fanden alljährlich Gedenkfeierlichkeiten zu Ehren des verstorbenen Feldherrn statt. Diese Feiern haben sicher wesentlich zur Steigerung der Bedeutung des römischen Mainz beigetragen. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass auch die Errichtung des Theaters beim heutigen Südbahnhof in diesem Zusammenhang zu sehen ist. Noch im 11. Jahrhundert schrieb Gozwin in seiner Lebensbeschreibung des Heiligen Alban, dass Reste eines Theaters sichtbar seien, welches die Römer für Zirkusspiele und Theateraufführungen gebaut haben. In der Auseinandersetzung mit ihrem Erzbischof im 15. Jahrhundert versuchten die Mainzer, Drusus und das Ehrenmonument für ihre Zwecke zu nutzen. Um die städtischen Privilegien möglichst alt erscheinen zu lassen und somit deren Gültigkeit zu untermauern, feierten sie den römischen Feldherrn als den Begründer ihrer städtischen Freiheiten. Anhand des heutigen Zustands und durch das Vergleichen mit italischen Vorbildern ist eine Rekonstruktion des Denkmals möglich.