Mainz in Rheinhessen

Der ältere Dalberger Hof in Mainz

Der ältere Dalberg Hof (Ballplatz 1), der einzige erhaltene gotische Wohnturm der Stadt ist in die jüngere Hofanlage integriert. Er gehörte zum Baukomplex des Roten Hauses, das Erzbischof Adolf II. von Nassau im Jahr 1462 seinem Schwager Eberhard von Königstein-Eppstein schenkte. Nach dem Erwerb durch die Freiherren von Dalberg entstand ab 1598 ein weitläufiger Neubau.
Der älteste Teil des Gebäudes ist der im 18. Jahrhundert umgebaute Wohnturm aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Sehenswert die im kreuzrippengewölbten Erdgeschoss untergebrachte Kapelle, die 1466 in Erinnerung an die für das Haus Nassau siegreich ausgegangene Mainzer Stiftsfehde den Aposteln Simon und Judas geweiht ist.

Der jüngere Dalberger Hof

Der jüngere Dalberger Hof.[Bild: Elmar Rettinger]

Ein spektakuläres Beispiel für die Präsenz des Adels in der Stadt ist der Jüngere Dalberger Hof, der 1598 gebaut wurde (Klarastraße 4). Mainz ist von einer für Residenzstädte typischen Bevölkerungsstruktur geprägt. Hier lebten zahlreiche Adlige und Geistliche, welchen ein hoher Anteil an Grund und Boden in der Stadt gehörte.
Am Hofe des Kurfürsten, im Domkapitel und in den zahlreichen Stiften und Klöstern in der Stadt boten sich viele Gelegenheiten, standesgemäße Ämter zu übernehmen. Das Familienpalais der Dalberger wurde von Architekt Caspar Herwartel (1675-1720) zwischen 1715 und 1718 errichtet. Bis 1723 wurde die Innenausstattung - vor allem die Deckengemälde im großen Saal von Giovanni Francesco Marchini - vollendet. Bei der Beschießung der Stadt im Jahre 1793 ging der Palast in Flammen auf. Dalberger Hof 1827 kam der Dalberger Hof in den Besitz des Staates Hessen und wurde 1828-1829 unter Leitung von Baudirektor Paul Arnold als großherzoglich-hessischer Justizpalast vollständig wieder hergestellt. Lage und Größe des Saales und der Treppenhäuser blieben erhalten. Der Saal erhielt allerdings eine veränderte Ausstattung. 1850 fanden hier die Sitzungen des Assisengerichts (= Schwurgerichts) gegen die Rädelsführer der 1848er Revolution statt. In der NS-Zeit erlangte der Dalberger Hof als Ort eines Polizeigefängnisses traurige Berühmtheit.

Von 1982 an beherbergte der Dalberger das Peter-Cornelius-Konservatorium, welches dann Anfang 2008 in den Neubau in der Binger Straße umzog. Anschließend wurde die Fassade umfassend restauriert und im Innenraum mit dem Bau von Eigentumswohnungen begonnen, die Fertigstellung ist für 2010 geplant. Während der Bauarbeiten führte die Direktion Ladesarchäologie der GDKE Rheinland-Pfalz im Innenhof Grabungen durch und fand neben zahlreichen Scherben des alten Fließenbodens auch die Überreste eines römischen Gebäudes.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff und Dominik Kasper

Verwendete Literatur:

Geändert: 07.01.10