Die preußische Hauptwache in Mainz
Das heutige "Haus am Dom" (Liebfrauenplatz 8) wurde bereits 1829 errichtet. Zu dieser Zeit war Mainz Festung des Deutschen Bundes und beherbergte in Friedenszeiten rund 7.000 Soldaten in der Stadt. Diese Garnison bestand größtenteils aus Österreichern und Preußen. Für beide Truppen gab es damals eine Militärpolizei, die in der Hauptwache ihren Sitz hatte. Die österreichische Hauptwache lag am Flachsmarkt, die preußische Hauptwache unmittelbar neben dem Dom - eben das Gebäude Liebfrauenplatz 8.
Von der Hauptwache aus wurden vor allem die Wachposten der Garnison befehligt und kontrolliert. Dieser Garnisonswachdienst schützte 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche alle wichtigen Orte: Festungswerke, Tore, öffentliche Gebäude, Magazine etc. Alle zwei Stunden wurden die Soldaten abgelöst. Die Wachhäuser selbst dienten zum Aufenthalt der diensthabenden Mannschaft.
Der Bautypus der Mainzer Hauptwache am Liebfrauenplatz entspricht dem vieler im 19. Jahrhundert errichteter Militärbauten. Es wurde 1829 anstelle des Kreuzgangs der bereits 1793 zerstörten Liebfrauenkirche errichtet. Ursprünglich bildeten die Bögen vorne keinen abgeschlossenen Raum, sondern eine Vorhalle zum Unterstellen bei Regen. Vor dem Gebäude bot der Liebfrauenplatz Raum zum Appell und Wachübergabe.
Schon 1902 verlor das Gebäude aber seine militärische Funktion und wurde zur Kunsthalle umgenutzt, ab 1943 findet eine Konditorei Kaffee Hauptwache (ehemals Kaffee Kaiserhof) dort seinen Platz. 1963 wurde das Gebäude leider stark in Mitleidenschaft gezogen: während der Errichtung eines Neubaus ("Haus am Dom") wurde das Gebäude zum Teil abgebrochen bzw. stürzten einige Teile während der Bauarbeiten ein. Heute ist eigentlich nur noch die Fassade erhalten, die 2002 restauriert wurde.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Dumont
Verwendete Literatur:
- Appel, Walter: Löwenköpfe, Sandstein und Gold. In: festung-mainz.de.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 2.2: Stadt Mainz. Bearb. v. Ewald Wegner. Worms 1988.
Aktualisiert am: 29.09.2014