Das Joachimskreuz in Ebersheim
Das alte „Joachims Kreuz“ in Ebersheim, dessen Errichtungsdatum unbekannt ist, stand bis 1795 in unmittelbarer Nähe des heutigen Joachimskreuzes. Wer es hatte errichten lassen und aus welchem Grund ist bis heute noch nicht herausgefunden worden. Gewiss ist allerdings, dass es beim Abzug der Franzosen aus Mainz 1795 zerstört wurde. Bis Ende der 50er-Jahre war der Stumpf des alten Kreuzes noch zu sehen. Er stand unter Denkmalschutz. Der Gedanke, diese Überreste in das Fundament des neuen Kreuzes, welches 1936 errichtet wurde, einzumauern, wurde wegen des nicht unerheblichen Aufwandes schnell verworfen.
Das heutige „Joachims Kreuz“, das lange als „Juchems Kreuz“ bekannt war und auf Postkarten aus den 1930er Jahren als „Sippenkreuz“ bezeichnet wird, wurde im Oktober 1935 beim Bildhauer Knobloch in Mainz in Auftrag gegeben. Es besteht „aus einem Stück bestem Naturstein, wie er für die Errichtung der Domtürme gebraucht wurde.“ Am Gründonnerstag 1936 wurde das Kreuz von zwei Bildhauern der Firma Knobloch um drei Uhr mit Lastautos angeliefert und bis abends nach sieben Uhr aufgebaut. Es wurde „um etwa 10 m weiter in die Richtung nach der Kühlhol gestellt, so dass es ziemlich an das Ende des dort sehr schmalen Ackers kam und beim Pflügen nicht hindert“, so schreibt Pfarrer Kronenberger aus Ebersheim in einem seiner Briefe über die Errichtung des Ebersheimer Joachims Kreuzes.
Am Ostermontag, den 13. April 1836, wurde das neue Kreuz das erste Mal eingeweiht. Pfarrer Friedrich Kronenberger hat diesen Tag ebenfalls in seinen Briefen festgehalten und so lassen sich die Feierlichkeiten dieses Tages rekonstruieren:
„Es war herrliches Wetter in Ebersheim. Man sah die Mainzer Kirchtürme und die Häuser des neuen Stadtviertels vor dem Gautor. Wie ein aufgehender Halbmond erschien die neue Zeppelinhalle auf dem Frankfurter Stadtwald. Gegen drei Uhr hatte der seit 10 Jahren amtierende Pfarrer Singer die Gemeinde zusammenläuten lassen und sich über die volle Kirche gefreut. Von der Kirche zog die Gemeinde über die Kirch- und Obergasse durch die Hammelspforte nach der Wieshohl. Unterwegs schlossen sich noch viele Leute an, so dass die Prozession so groß war wie sonst an Fronleichnam. Unterwegs wurde der Rosenkranz gebetet, unterbrochen durch das Lied „O du hoch `heiliges Kreuz“. Um vier Uhr erreichte die Prozession ihr Ziel. Die Predigt richtete sich gegen das neue Heidentum, gegen das die Ebersheimer gestärkt werden sollten – natürlich nicht politisch, sondern rein religiös. Man schrieb den 13. April 1936. Ostermontag in Ebersheim.“
Der Name „Joachims Kreuz“ leitet sich von einem Mitglied der Stifterfamilie ab, die 1936 nicht genannt werden wollte, welche das Kreuz aber lange Jahre pflegte und mit Blumen schmückte.
Fast 70 Jahre später, am 17. April 2005, trafen sich auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde und der katholischen Pfarrgemeinde viele Ebersheimer Bürger erneut am gleichen Ort. Das „Joachims Kreuz“ war neben dem heutigen Weinbergshaus zwei Jahre vorher wiederaufgerichtet worden und wurde nun in einer Andacht erneut geweiht. Zudem erhielt es eine neue Platte, die auch an die Wiederherstellung des Kreuzes im Jahr 2003 erinnert. Diese Arbeiten erfolgten auf Initiativen des „Fördervereins zur Erhaltung und Wiederherstellung von Kulturgütern“, der Steinmetzfirma Eisenacher sowie der „Lokale Arbeitsgruppe Agenda 21“.
Nachweise
Verfasser: Rudolf Büllesbach
Redaktionelle Bearbeitung: Ann-Kathrin Zehender
Verwendete Literatur:
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 2.3: Stadt Mainz. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 1997.
- Webseite zu Ebersheim: http://www.ebersheimer-album.de/
Aktualisiert am: 04.06.2014