Der Mainzer Eisenturm - von Silke Schäfer
Seit Mitte des 3. Jahrhunderts war Mainz von einem Mauerring geschützt, der in Zusammenhang mit der Sicherung der Rheingrenze unter Kaiser Postumus (Regierungszeit: 260 - 269 n. Chr.) entstanden war. Der rheinseitige Mauerzug verlief entlang der Schlosser- und Gallusgasse über die Scharn- und Rotekopfgasse, den Brand, die Löhrstraße, weiter am Osttrakt des Kurfürstlichen Schlosses entlang an der Hofseite, knickte dann am östlichen Quertrakt der ehemaligen Schloßkaserne ab und begrenzte die Hintere Bleiche bis zur Gärtnergasse. Heute noch erhalten sind kleinere Abschnitte an der Schlosser-und Fischergasse sowie an der Hinteren Bleiche.
Der größte zusammenhängende Rest der mittelalterlichen Ummauerung wurde beim Abriss von Häusern zwischen Rheinstraße Nr.19 und Nr.21 in der Nähe des Holzturms freigelegt. Ferner erhalten sind drei markante, aus unterschiedlichen Epochen stammende Turmbauten. Ihre ursprüngliche Funktion verloren eine Vielzahl der Mauertürme schon im 16. Jahrhundert. Sie dienten alsbald als Gefängnis-, Schuld-, Mühlen-,Wasser oder Pulvertürme. Erhalten sind: Der Alexanderturm auf dem Kästricht, bei dem man römische Fundamente vermutet, der erstmals 1366 als "Neuturm" erwähnte Holzturm sowie der Eisenturm.
Um 1240 fällt die Bauzeit seines romanischen Torgeschosses, welches an der Rheinseite des Turmes von zwei staufischen Löwenplastiken flankiert wird. Die angespannten Körper der Löwen, die in Ihren Klauen einen Widder bzw. ein Fabelwesen halten sind als Symbole abwehrbereiter Wachsamkeit zu deuten. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde der Eisenturm auf sechs Geschosse erhöht. Der Turm markierte den Eintritt in das Stadtzentrum des mittelalterlichen Mainz: in seiner unmittelbaren Nachbarschaft befanden sich das Rathaus, das Kaufhaus und das Heiliggeistspital. Ende des 16. Jahrhunderts verlor er seine Funktion als Torturm. Er wurde mit Häusern umbaut, der Durchgang wurde zugemauert. Seit dem 18. Jahrhundert diente er anfangs dem Hochstift später der Festungsgarnison als Gefängnis. Seine Benennung verweist auf den hier am Rheinufer abgehaltenen Eisenmarkt. Zu Beginn des 16. Jahrhundert hieß er "Eisentörleinturm", in der Mitte des 17. Jahrhunderts "der groß turm", zu Mitte des 18. Jahrhunderts "Eysenthurm". Im 17. und 18. Jahrhundert war er in der Bevölkerung als "Gefängnis" und auch als "Stockhaus" bekannt. Den 1900 beantragten Abbruch des Eisenturmes verhinderte der Mainzer Altertumsverein, dem der Turm seit 1855 zur kostenlosen Nutzung überlassen worden war, mit Berufung auf das 1902 erlassene Denkmalschutzgesetz des Großherzogtums Hessen Darmstadt. 1974/75 erfolgte die Neubedachung und Renovierung, die neuzeitlichen Mauern des rheinseitigen Vorhofes wurden schließlich beseitigt. Heute beherbergt der Eisenturm den 1975 gegründeten Kunstverein Eisenturm Mainz e.V., der in den Räumen des Turmes Kabinett-Ausstellungen zeigt.
Nachweise
Verfasser: Silke Schäfer
Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff
Verwendete Literatur:
- Gillessen, Günther (Hrsg.): Wenn Steine reden könnten. Mainzer Gebäude und ihre Geschichten. Mainz 1991.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 2.2: Stadt Mainz. Bearb. v. Ewald Wegner. Worms 1988.
Aktualisiert am: 17.09.2014